Ernährungsministerin Julia Klöckner hat das Go des Bundeskabinetts. Damit ist sie der Einführung des Nutri-Scores einen Schritt näher gekommen.
Die gesunde Wahl von Lebensmitteln soll zur leichten Wahl werden, heißt es im gestern veröffentlichten Pressebericht des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Die Rede ist vom Nutri-Score. Das Bundeskabinett hat nun die entsprechende Verordnung gebilligt. Durch die Einführung soll „eine gesündere Alltagsernährung auch mit Fertigprodukten vereinfacht [werden] – ohne die Verbraucher zu bevormunden, so die Ministerin“, heißt es darin.
Die meisten dürften schon vom Nutri-Score gehört haben. Trotzdem hier noch einmal eine kurze Erklärung: Es handelt sich um einen Score, der die Nährwerteigenschaften eines Lebensmittels anzeigt. Damit wird der Vergleich zwischen verschiedenen Produkten innerhalb einer Produktgruppe miteinander hinsichtlich ihres Nährwertes ermöglicht.
Durch die vorgeschriebene Platzierung auf der Vorderseite der Verpackung erhält der Verbraucher diese Informationen auf den ersten Blick. Der Nutri-Score besteht aus einer fünfstufigen Farb-Buchstabenkombination: vom grünen A bis zum roten E. Was man sich von der Einführung eines solchen Scores erhofft? Erst einmal Transparenz für den Konsumenten. Es gilt zu bedenken, dass dieser Score wirklich nur den Nährwert angibt und einordnet. Er sagt nichts darüber aus, ob ein Lebensmittel gesund oder ungesund ist.
Nutri-Score, Wikimedia Commons
Spätestens im November soll die Verordnung dann auch in Kraft treten. Bis dahin will das Ministerium Hilfestellungen für Unternehmen zur Verfügung stellen, um die Verwendung des Scores zu erleichtern und eine möglichst flächendeckende Kennzeichnung zu erreichen. Auch eine Informationskampagne für Verbraucher und Wirtschaft ist geplant.
Noch sind erweiterte Nährwertkennzeichen wie der Nutri-Score nach EU-Recht nicht verpflichtend. Das will Bundesministerin Julia Klöckner ändern. Während der aktuell laufenden EU-Ratspräsidentschaft Deutschlands will sie die Entwicklung einer EU-weit einheitlichen Nährwertkennzeichnung pushen: „Wir stehen kurz davor, eines der großen ernährungspolitischen Vorhaben erfolgreich umzusetzen. […] Für die Verbraucher bietet er die beste Orientierung am Supermarktregal. Es geht nicht um Verzicht, sondern um die bessere Alternative, um bewusste Entscheidungsmöglichkeiten, ohne langwierig Nährwerttabellen studieren zu müssen. Diese bleiben weiterhin auf der Rückseite erhalten.“
Auf der Vorderseite von Verpackungen fordert sie künftig eine optisch klare Orientierungshilfe. „Wenn zu viele Fette, Zucker oder Salz enthalten sind, wird die Bewertung ungünstiger. Ich habe die klare Erwartung an die Unternehmen, dass sie die Kennzeichnung nutzen! Dafür schaffen wir die Voraussetzungen.“ Ob sich die Lebensmittelindustrie entsprechend verhält, wird sich zeigen. So entschlossen Klöckners Ministerium mit dem Vorhaben klingt, letztendlich ist die Politik einmal mehr auf das Wohlwollen der Unternehmen angewiesen.
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