Mit dem Biomarker NT-proBNP lässt sich eine Herzinsuffizienz diagnostizieren. Doch das Molekül wirkt sich auch positiv auf den Insulin- und Glukosestoffwechsel aus. Welchen Effekt hat ein erhöhter NT-proBNP-Spiegel bei Personen, die Diabetes entwickeln?
Das Molekül NT-proBNP ist ein Biomarker, mit dem sich eine Herzinsuffizienz vorhersagen bzw. diagnostizieren lässt. Auf den Insulin- und Glukosestoffwechsel wirkt es hingegen positiv. NT-proBNP stimuliert den Fettabbau in Fettzellen. Im Tiermodell zeigten zudem erhöhte Werte dieses Peptids eine schützende Wirkung vor Übergewicht und Glukoseintoleranz. Weiterhin deuten Untersuchungen darauf hin, dass Menschen mit erhöhten Ausgangswerten von NT-proBNP ein geringeres Risiko für Typ-2-Diabetes haben.
Doch wie wirken sich erhöhte NT-proBNP-Spiegel bei Personen aus, die einen Diabetes entwickeln? Leiden sie häufiger an Folgeerkrankungen? Diese Fragen untersuchten Forschende des Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) gemeinsam mit weiteren Kollegen.
Zunächst analysierten die Forscher Proben einer Fall-Kohorte, die aus allen inzidenten Fällen von Diabetes und einer zufälligen Stichprobe aus der EPIC-Potsdam-Studie bestand, darauf, ob die Höhe des NT-proBNP-Werts bei gesunden Menschen einen Einfluss auf das Diabetes-Risiko hat. „Dabei stellten wir eine umgekehrte Assoziation zwischen NT-proBNP-Konzentration und dem zukünftigen Risiko vom Typ-2 Diabetes fest. Bei jeder Verdoppelung der NT-proBNP-Werte nahm das Risiko für Diabetes um etwa 9 Prozent ab“, sagt Erstautorin Anna Birukov vom DIfE. Noch deutlicher zeigt sich der Einfluss der NT-proBNP-Konzentration bei Frauen. Dort sank das Diabetes-Risiko bei einer Verdoppelung um 20 Prozent.
In Proben von 545 Menschen, die später an Diabetes erkrankten, untersuchten die Wissenschaftler dann, ob es Zusammenhänge zwischen erhöhten NT-proBNP-Basiskonzentration im noch gesunden Zustand und dem Risiko vaskulärer Komplikationen gibt. In dieser Gruppe entwickelten später 133 Menschen mikro- und 50 Menschen makrovaskuläre Komplikationen. „Dabei zeigte sich, dass die NT-proBNP-Werte linear mit diesen Diabetes-Komplikationen assoziiert sind“, fasst Studienleiter Prof. Matthias Schulze die Ergebnisse zusammen. Mit jeder Verdoppelung der NT-proBNP-Basiskonzentration stieg das Risiko für schwere Schäden an Augen, Nieren oder Nerven um 20 Prozent und das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall um 37 Prozent.
„Perspektivisch könnte die Messung von NT-proBNP im Plasma für die Risikoüberwachung diabetes-assoziierter Komplikationen informativ sein“, führt Schulze weiter aus. Inwieweit sich das Peptid als Marker für die Entwicklung von Diabetes-Folgeerkrankungen eignet, sollte jedoch noch in weiteren prospektiven Studien untersucht werden. Auch die geschlechtsspezifischen Assoziationen zwischen NT-proBNP und Diabetesrisiko sollten in weiteren prospektiven Studien validiert werden.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung.
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