One size fits all – nur nicht bei Arzneimitteln. Mit innovativen Drucktechniken ist es Forschern gelungen, Tabletten nach Maß herzustellen. Stehen entsprechende Geräte bald bei Patienten im Wohnzimmer, um Präparate nach elektronischer Verordnung zu produzieren?
Über Rezepturen freut sich kaum eine öffentliche Apotheke – gelten Arbeiten im Labor betriebswirtschaftlich doch als hoch defizitär. Apotheker oder PTA verdünnen oft genug nur Wirkstoffe, da es keine passende Dosierung bei pharmazeutischen Herstellern gibt. Genau hier setzen Unternehmen mit innovativen Drucktechniken an.
Forscher am Massachusetts Institute of Technology (MIT) experimentieren seit den späten 1980er-Jahren mit dreidimensionalen Drucktechniken. Dieses Wissen hat sich Aprecia Pharmaceuticals zu Nutze gemacht und speziell für pharmazeutische Anwendungen ein innovatives Verfahren entwickelt. Bei der ZipDose®-Technologie trägt ein 3D-Drucker wirkstoffhaltige Pulverschichten nacheinander auf. Jede Lage wird mit einer wässrigen Lösung an die nächste geklebt. So entstehen poröse Tabletten mit bis zu 1.000 Milligramm eines Wirkstoffs pro Stück. Beim Herstellungsprozess selbst lässt sich die Dosis patientenindividuell steuern. Entsprechende Pillen lösen sich schnell in Wasser – der Hersteller spricht von weniger als zehn Sekunden – und können mit wenig Flüssigkeit eingenommen werden: ideal für Patienten mit Schluckstörungen oder für Kinder. Bei pädiatrischen Anwendungen ist die Möglichkeit interessant, verschiedene Geschmacksstoffe mit einzubringen.
Pharmazeutische Hersteller sind auf den neuen Trend noch nicht aufgesprungen, schließlich liefern sie seit Menschengendenken Tabletten an Pharmazeuten oder Mediziner. Werden Apotheken – wie vor 100 Jahren – dank dreidimensionaler Druckverfahren – vielleicht wieder zu Zentren der Arzneimittelherstellung? Experten sehen die Möglichkeit primär bei gut untersuchten, generischen Wirkstoffen.