Ein 41-Jähriger stellt sich mit einer auffälligen Beule am Hals in der Klinik vor. Zusätzlich hat er Fieber und Beschwerden beim Schlucken. Jetzt muss schnell gehandelt werden.
Ein 41-jähriger Mann stellt sich mit Schmerzen und einer rechtsseitigen Schwellung am Hals, die seit etwa 6 Tagen besteht, im Krankenhaus vor. Zudem gibt er eine progrediente Dysphagie, Erbrechen, Fieber und Schüttelfrost an. In der körperlichen Untersuchung messen die Ärzte axillär eine Körpertemperatur von 39°C. Am Hals sehen sie ein subkutanes Emphysem. Die restlichen Vitalparameter sind unauffällig. Dyspnoe, Husten oder Atembeschwerden beim Essen verneint der Patient.
Um die Ursache der merkwürdigen Beule zu finden, lassen die Ärzte Röntgenaufnahmen vom Hals des Patienten anfertigen. Diese liefern einen ersten Hinweis: Sie zeigen einen Fremdkörper im Weichteilgewebe. Dies bestätigen die Ärzte mit einer weiteren Ultraschalldiagnostik. Dabei sehen sie eine langen, dünnen, echoreichen Fremdkörper, der etwa 2 Zentimeter misst und 1,1 Zentimeter unter der Haut liegt. Drumherum hat sich ein Abszess gebildet.
Doch wie ist der Fremdkörper dorthin gekommen? Die Ärzte haben einen Verdacht: Möglicherweise handelt es sich um eine Ösophagusperforation. Doch was genau hat da die Speiseröhre des Mannes durchbrochen? Die Ärzte greifen umgehend zu chirurgischen Maßnahmen. Mit einer rechtsseitigen Zervikotomie an der Vorderkante des M. sternocleidomastoideus verschaffen sie sich Zugang zum Ösophagus. Anschließend können sie den Fremdkörper entfernen. In diesem Moment löst sich auch das Rätsel, worum es sich handelt: Die Ärzte halten die 2 Zentimeter lange Gräte eines Buntbarschs in den Händen.
Der Patient erhält anschließend Antibiotika, Analgetika und antiinflammatorische Medikamente. Die Genesung verläuft unauffällig.
Nach 24 Stunden ist er bereits symptomfrei, sodass er nach fünf Tagen entlassen werden kann. Solche Oesophagusperforationen durch Fischgräten sind äußerst selten, können aber – wie dieser Fall zeigt – sehr gut behandelt werden. Erfolgen Diagnose und Behandlung jedoch stark verzögert, können solche Fälle durchaus fatal enden.
Text- und Bildquelle: Lambert et al. / International Journal of Surgery Case Reports
Bildquelle: Jason Leung, pixabay