Braune Hundezecken können sich als Urlaubsmitbringsel in Wohnungen vermehren. Die Uni Hohenheim bittet um die Zusendung auffälliger Zeckenfunde, um die eingeschleppte Art zu erforschen.
Auch wenn aktuell Ferienreisen nur eingeschränkt möglich sind, sollten Hundehalter darauf achten, keine unerwünschten „Souvenirs“ mit nach Hause zu bringen. Die Rede ist von der Braunen Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus). Ursprünglich aus Afrika stammend, ist sie inzwischen auch im Mittelmeerraum und der Schweiz zu finden. Von dort wird sie immer mal wieder nach Deutschland eingeschleppt.
„Es wurden aber auch bereits Exemplare an Hunden gefunden, die ihren Hof nie verlassen hatten“, berichtet Prof. Dr. Ute Mackenstedt Parasitologin und Zeckenexpertin an der Universität Hohenheim in Stuttgart. „Damit können sie kein unbeabsichtigtes Urlaubsmitbringsel sein – ein Hinweis darauf, dass sich die Art hier möglicherweise bereits entwickeln kann.“
Zwar befallen Braune Hundezecken in erster Linie Hunde und können ihn dabei mit verschiedenen Krankheiten infizieren; wenn aber ihr bevorzugter Wirt gerade nicht verfügbar ist, stechen sie auch den Menschen und können so zum Beispiel die Erreger für das Mittelmeerfleckfieber weitergeben. Beim Hund verursacht der Stich einer einzelnen Braunen Hundezecke meist lediglich geringe Hautirritationen. Doch kommt eine Braune Hundezecke selten allein. Häufig sitzen mehrere bis viele dieser Plagegeister sehr dicht nebeneinander, wenn sie ihre Blutmahlzeit aufnehmen. „Dabei bevorzugen sie gut durchblutete Körperbereiche des Hundes mit dünner Haut, wie beispielsweise Ohren, Leisten, Achselhöhlen, der Rücken oder die Zehenzwischenräume“, erläutert Katrin Fachet, Doktorandin im Fachgebiet Parasitologie.
„Anders als unser heimischer Gemeiner Holzbock, ist die Braune Hundezecke an hohe Temperaturen und Trockenheit angepasst und kann auch in Wohnungen überleben. Ist dann noch ein Hund vor Ort, kann sie schnell zur Plage werden“, so Katrin Fachet.
„Ein Hundezeckenweibchen kann bis zu 5.000 Eier legen, woraus sich innerhalb kurzer Zeit mehrere Tausend Zecken entwickeln können“, erklärt Prof. Dr. Mackenstedt. „Ein Wohnungsbefall durch die Braune Hundezecke ist unschön und mehr als ärgerlich – aber kein Grund, gleich die Abrissbirne zu schwingen“, unterstreicht sie noch. „Mit geeigneten Maßnahmen bekommt man das wieder in den Griff.“
In den letzten beiden Jahren wurden den Expertinnen der Parasitologie in Hohenheim aus 15 verschiedenen Haushalten in Deutschland Braune Hundezecken gemeldet. Insgesamt ist jedoch noch wenig über die Braune Hundezecke bekannt. So weiß man beispielsweise nicht, ob sie in Deutschland auch außerhalb von Wohnungen überleben kann und ob dies angesichts der Klimaveränderungen eventuell möglich werden könnte. Auch ist noch ungeklärt, ob sie auch von Hund zu Hund übertragen werden kann.
Um es gar nicht erst soweit kommen zu lassen, empfehlen die Expertinnen eine wirksame Zeckenprophylaxe, so dass die Tiere erst gar nicht mit nach Hause genommen werden können. Dies könne über geeignete Zeckenhalsbänder oder Spot-On-Präparate geschehen, die auf das Fell aufgetragen werden, oder mit systemisch wirksamen Mitteln, wie zum Beispiel Kautabletten. Der Tierarzt kann hier beraten.
Für ihre Forschung bittet die Universität Hohenheim die Bevölkerung auch dieses Jahr wieder, Funde der Braunen Hundezecke mit Bild zu melden. Wer häufiger eine ungewöhnlich große Anzahl an Braunen Zecken in einem Gebäude bemerkt oder wessen Hund sehr stark von Zecken befallen sein sollte, die der Braunen Hundezecke ähnlich sehen, soll sie in ein kleines, luftdichtes Gefäß, wie zum Beispiel einen Kunststoff-Cremetiegel, ein sehr kleines Einmachglas oder Ähnliches geben.
Die Expertin freut sich, wenn sie zunächst eine E-Mail mit einer Großaufnahme der Zecke an hundezecken@uni-hohenheim.de geschickt bekommt. Sie wird sich dann schnellstmöglich beim Finder mit einer Einschätzung melden, ob es sich um eine Braune Hundezecke handeln könnte und ob es sinnvoll ist, den Fund auf dem Postweg an die Universität Hohenheim einzuschicken.
„Schön wäre es, wenn die Zecke nicht mit Tesafilm oder anderen Klebstoffen in Berührung kommt. Denn für die eindeutige Zuordnung brauchen wir feine Härchen und Oberflächenstrukturen, die sich dann nicht mehr erkennen lassen“, ist Katrin Fachet noch wichtig. Weitere Informationen gibt es hier.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Universität Hohenheim.
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