Alles deutet auf eine Kardiomyopathie hin, als der 16-Jährige beim Sportunterricht plötzlich zusammenbricht. Doch die Ursache ist eine andere.
Ein 16-Jähriger Junge bricht beim Sportunterricht plötzlich zusammen. Der Sportlehrer eilt zu ihm, kann aber keinen Puls bei seinem Schüler feststellen. Er beginnt sofort mit der Reanimation, doch erst der dritte Versuch mit einem Defibrillator bringt das Herz des Jungen wieder zum Schlagen.
In der Klinik fällt der erste Verdacht auf eine Kardiomyopathie – bei jungen Menschen der häufigste Grund für plötzlichen Herztod während des Sports. Doch das scheint nicht die Ursache zu sein, wie sich im Laufe weiterer Untersuchungen zeigt.
Die Mediziner stellen zunächst leicht erhöhte BNP- und Troponin-Werte, eine Laktatazidose sowie im Thorax-Röntgen ein vergrößertes Herz fest. In der Kopf-CT finden sich Hinweise auf eine hypoxische Enzephalopathie. Die Ejektionsfraktion (EF) im Echo beträgt 34 % und das 12-Kanal-EKG zeigt ST-Senkungen anterolateral sowie eine grenzwertige, nicht klar verlängerte QT-Zeit. Die Auswertung der Defibrillatoraufzeichnung spricht für Kammerflimmern.
Als der Patient am siebten Tag stabil genug ist, führen die Ärzte eine Koronarangiografie durch, in der sich ein unklarer, ostialer Verschluss der linken Herzkranzarterie zeigt. Der linke Hauptstamm endet blind. Das Stromgebiet der linken Koronararterie wird über Kollateralen aus der rechten Herzkranzarterie versorgt. Die Mediziner diagnostizieren letztlich eine kongenitale Atresie des linken Hauptstamms.
Der Schüler bekommt einen zweifachen Bypass und die Echokardiografie verbessert sich deutlich. Nach drei Monaten ist auch das Tragen einer Defibrillatorweste nicht mehr notwendig.
Wie sich herausstellte, litt der Junge schon vier Jahre zuvor an Angina pectoris-artigen Beschwerden beim Sport. Da eine Echokardiographie und Fahrradergometeruntersuchung zu dem Zeitpunkt unauffälig waren und die Beschwerden danach nicht mehr auftraten, wurden der Junge nicht weiter untersucht.
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Bildquelle: David Tran, Unsplash