Das kawasakiähnliche Syndrom war in Zusammenhang mit COVID-19 kürzlich bei Kindern neu beschrieben worden. Jetzt gibt es offenbar einen ersten Fall bei einem Erwachsenen.
In einem Case Report schildern Mediziner den Fall eines 45-jährigen US-Amerikaners, der offenbar am kawasakiähnlichen Syndrom erkrankte. Das Syndrom (MIS-C, für Multisystem Inflammatory Syndrome in Children) war kürzlich gehäuft bei Kindern in Zusammenhang mit COVID-19 beobachtet worden.
Laut ihres Berichts, der in The Lancet erschien, stellte sich der Mann in einer Notaufnahme vor, weil er seit 6 Tagen unter anderem an Fieber, Halsschmerzen, Durchfall sowie diffusem Exanthem litt. Vorerkrankungen hatte er nicht. Der Patient gab an, zwei Wochen zuvor seine Frau betreut zu haben, die sich mit SARS-CoV-2 infiziert hatte. Ein RT-PCR-Test und eine CT-Aufnahme der Lunge mit typischem Muster bestätigen den Verdacht einer SARS-CoV-2-Infektion.
Die körperliche Untersuchung ergab eine bilaterale konjunktivale Injektion, Cheilitis (Lippenentzündung), eine leichte Schwellung des linken Nackens mit tastbarer Lymphadenopathie, ein periorbitales Ödem mit darüberliegendem Erythem, und erythematöse Papeln und Plaques, die Rücken, Handflächen, Hals, Kopfhaut, vorderen Rumpf und Oberschenkel betrafen.
Angesichts der Symptome des Patienten erfüllte er die Kriterien der American Heart Association (AHA) für die Kawasaki-Krankheit:
Die Mediziner stellten daraufhin die Diagnose eines kawasakiähnlichem multisystemischen Inflammationssyndroms, das mit COVID-19 assoziiert ist. Der Patient erhielt Heparin, intravenöse Immunglobuline (2 g/kg) über 2 Tage und eine einzelne intravenöse Dosis des IL-6-Inhibitors Tocilizumab (400 mg). Er benötigte keine intensivmedizinische Betreuung und konnte nach 9 Tagen entlassen werden.
Laut der Autoren wiesen die klinische Präsentation und der Verlauf des Patienten eine auffällige Ähnlichkeit mit dem neu charakterisierten MIS-C auf – bis auf sein Alter trafen alle Definitionspunkte zu. Zwar könnte es sich laut der Autoren bei diesem einzigen Fall möglicherweise um einen Fehlbefund handeln, statt eines eigenständigen Krankheitsbildes. Dennoch wollen die Autoren darauf aufmerksam machen, dass das kawasakiähnliche Syndrom in Zusammenhang mit COVID-19 möglicherweise auch bei Erwachsenen auftreten kann.
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