Sport ist wichtig zur Krebsprävention und kann auch Patienten nach einer Krebsdiagnose zugute kommen. Doch kommt Sport wirklich für alle Patienten in Frage? Wie viel Bewegung ist nötig und welche Art von körperlicher Aktivität geeignet? Hier finden Sie einige Tipps für Ihren Praxisalltag.
Sport ist wichtig und gesund – so viel steht fest. Doch inwieweit hat Sport oder Bewegung Einfluss auf die Entstehung oder den Verlauf einer Krebserkrankung? Eine Analyse von insgesamt 19 Reviews, 26 Metaanalysen und 541 Studien ergab, dass regelmäßige körperliche Aktivität sich auf die Prävention von sieben Krebsarten positiv auswirkt.2 Speziell beim Kolorektal- und Mamma-Karzinom sind die Effekte noch ausgeprägter als bei den anderen Entitäten und neuere Studien berichten sogar von einem Dosis-abhängigen Effekt.1,3,4
Aber auch nach der Krebsdiagnose können Patienten von Bewegung profitieren1 – nicht umsonst wird körperliche Aktivität für Krebspatienten auch von der S3-Leitlinie zum kolorektalen Karzinom empfohlen.5 Sport kann die Mortalität bei CRC-Patienten um bis zu 29 % senken, so das Ergebnis einer Metaanalyse.1,6 Zudem können durch regelmäßige Bewegung auch Nebenwirkungen etwa einer Chemotherapie gelindert werden, was wiederum mit einer verbesserten Lebensqualität einhergeht.1
Obwohl viele CRC-Patienten Interesse an Bewegungsprogrammen äußern, nehmen sie nur selten an solchen teil. Viele Patienten sind unsicher, welche Art von "Sport" sie durchführen können und sollen.7 Es kann helfen, wenn Sie im Praxisalltag nicht von "Sport“, sondern von "Bewegung" sprechen. Ein Spaziergang oder der Verzicht des Fahrstuhls ist für manche Patienten schon ausreichend. Generell ist besonders Ausdauertraining zum Beispiel in Form von Walking, Radfahren oder Schwimmen geeignet und erwies sich in Studien als sicher auch für Patienten während einer Chemotherapie.1
Häufig wird auch aufgrund von Nebenwirkungen der Therapien, wie etwa Fatigue, nicht an Bewegungsprogrammen teilgenommen.1,7 Mehr als 60 % der Krebspatienten klagen durch die Erkrankung oder Behandlung über Schwäche und Abgeschlagenheit. Gerade bei CRC-Patienten spielen natürlich auch Verdauungsbeschwerden wie chronische Durchfälle eine Rolle. Oder aber die Betroffenen sind verunsichert, weil sie beispielsweise ein Stoma haben oder ihre Erkrankung bereits weiter fortgeschritten ist.7 Dabei zeigte eine Studie, dass auch Patienten mit CRC im Stadium IV von Verbesserungen der Lebensqualität, funktionalen Kapazität und Fatigue profitieren konnten.8
Da Patienten häufig im Arztgespräch nicht nach Bewegung fragen oder Unsicherheiten auf Seiten der Ärzte zu missverständlichen Signalen führen, kann es helfen, wenn Sie offen mit Ihren Patienten über das Thema Bewegung und seine Vorteile sprechen.7 Dabei ist es natürlich wichtig abzuwägen, inwieweit ein Bewegungsprogramm für den Patienten in Frage kommt. Kontraindikationen, bei denen Sport womöglich zu Komplikationen führen kann, sind beispielsweise Herzinsuffizienz, akute Infekte, metabolische Erkrankungen (z.B. thyreotoxische Krise), schwere periphere Neuropathien oder psychische Erkrankungen.1 Darüber hinaus sollte speziell in der ersten Zeit nach einer Operation auf starke körperliche Anstrengung verzichtet werden, sonst besteht das Risiko für parastomale Hernien und die Wundheilung kann gestört werden. Auch innerhalb von 24 Stunden nach einer Chemotherapiebehandlung ist intensive Betätigung nicht zu empfehlen.1
Für die meisten Patienten spricht allerdings nichts gegen moderate Anstrengung. Zur Sicherheit kann es helfen die Blutwerte noch einmal zu prüfen. Letztlich muss eine Empfehlung von Patient zu Patient abgewogen werden. Die amerikanische Krebsgesellschaft (ACS) spricht sich in ihrer Leitlinie für 150 min/Woche moderate oder 75 min/Woche intensive körperliche Betätigung an insgesamt zwei Tagen pro Woche aus.9 Letztlich ist es aber entscheidend, dass die Patienten beginnen sich zu bewegen. Danach lässt sich das Pensum nach individuellem Vermögen steigern. Wichtig ist es deshalb, den Hürden der Patienten zu begegnen und sie zur Bewegung zu ermutigen.1
Referenzen: