Nach wie vor leiden Kinder häufig an Zöliakie. Das geht aus Daten der Langzeitstudie KiGGS zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen hervor. Bei unklaren Beschwerden sollten Apotheker im HV auch an diese Erkrankung denken – und Kunden zum Gastroenterologen schicken.
Bei Kindern können Entwicklungsstörungen, chronische Diarrhoe, chronische Obstipation oder häufige Bauchschmerzen auf eine Unverträglichkeit gegen Gluten hindeuten. Experten raten Apothekern und Ärzten deshalb, auch an eine Zöliakie zu denken. Die Erkrankung tritt nach wie vor mit einer hohen Dunkelziffer auf – bis zur Diagnose vergehen oft Jahre. Ohne adäquate Therapie erhöhen sich sowohl die Morbidität als auch die Mortalität deutlich.
Jetzt liegen neue Zahlen vor. Wissenschaftler haben im Rahmen ihrer Langzeitstudie KiGGS zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland Blutproben von 12.741 Kindern und Jugendlichen zwischen einem und 18 Jahren auf Zöliakie untersucht. Sie fahndeten nach zöliakiespezifischen Autoantikörpern und bestimmten das Gesamt-Immunglobulin A (IgA). Genau neun Probanden (0,07 Prozent) gaben vorab zu Protokoll, an einer Zöliakie zu leiden. Zu den Laborergebnissen: Ärzte fanden bei 91 Kindern mit normalem IgA-Titer und bei sieben mit IgA-Mangel erhöhte Autoantikörper gegen Gewebstransglutaminase als Marker. Die Prävalenz einer unerkannten Zöliakie lag bei 0,8 Prozent. „Demnach sind 0,9 Prozent der Kinder und Jugendlichen von Zöliakie betroffen. Dieser Wert liegt deutlich höher als frühere Daten vermuten ließen“, kommentiert Dr. Stephanie Baas von der Deutschen Zöliakie Gesellschaft (DZG).
Kennen Eltern ihr eigenes Risiko, wollen sie vom Apotheker oft wissen, worauf beim Nachwuchs zu achten ist. Zu dieser Fragestellung gibt es zwei relativ neue Arbeiten. Wissenschaftler schlossen in die PreventCD-Studie (Prevent Celiac Disease) 944 Säuglinge mit Zöliakie-Risikoallelen ein. Sie erhielten ab dem fünften Lebensmonat langsam ansteigende Glutenmengen oder Placebo. Die Celiprev-Studie (Risk of Celiac Disease and Age at Gluten Introduction) mit 832 Säuglingen hatte hinsichtlich des Glutenerstkontakts ein offenes, aber randomisiertes Design. Wann kleine Patienten mit Gluten erstmals in Kontakt kommen, war den Resultaten zufolge unerheblich. Entgegen früheren Vermutungen profitieren Kinder auch nicht vom Stillen. Bleibt nur, Gluten – auch in kleinen Mengen – ein Leben lang zu vermeiden.