Bis zum Oktober müssen alle Apotheken an die Telematikinfrastruktur (TI) angeschlossen sein, so will es das Gesetz. Doch der Weg dorthin ist steinig – und wird teurer als es sich die meisten Apotheker vorgestellt hatten. Kaum ist die Zusage bezüglich der Zuschüsse für eine reine Softwarelösung ohne stationären Konnektor da, steht neues Unheil ins Haus.
Die Frage nach dem optimalen Anschluss an die TI wird mit den Softwarehäusern heiß diskutiert. Denn diese präferieren natürlich ihre eigenen Lösungen mit einem stationären Konnektor, der in der Apotheke verbleibt. Eine reine Softwarelösung von anderen Anbietern zu integrieren, soll für die abtrünnigen Apotheker richtig teuer werden. Anschlusskosten im beinahe vierstelligen Bereich sollen genau wie monatliche Wartungskosten auf sie zukommen.
Im Netz wird diese Vorgehensweise von vielen Apothekern als „Strafzahlung“, „kundenfeindlich“ und „Diskriminierung von Fremdanbietern“ bezeichnet. Da sich die unterschiedlichen Softwarehäuser bei ihren Kosten außerdem so seltsam einig sind, dass sie alle etwa gleich hoch liegen, hört man bereits Rufe nach dem Kartellamt aufkommen.
Bei der stationären Lösung wird kritisiert, dass die Technik der Konnektoren im Grunde bereits heute veraltet sei, so dass diese vermutlich bereits in wenigen Jahren ausgetauscht oder dann doch durch eine Softwarevariante ersetzt werden müsste.
Zudem steht das warnende Beispiel der circa 80.000 Arztpraxen vor dem inneren Auge der Apotheker. Diese waren nach der Übertragung einer fehlerhaften Zertifikatsliste im Rahmen eines Softwareupdates Anfang Juni nicht mehr dazu in der Lage, sich durch ihre stationären Konnektoren mit der TI zu verbinden. Die Behebung dieses Fehlers ist extrem aufwändig und dauert bei einigen Praxen sogar noch an. Dieses Szenario wäre der Super-GAU für die Apotheken, wenn die E-Rezept Abrechnung aufgrund eines solchen Fehlers nicht mehr möglich wäre. Die Ärzte, die Kunden der TI-Lösung mit Rechenzentrums-Konnektoren sind, waren von diesen Problemen übrigens nicht betroffen.
Auch das Argument, eine externe Anbindung sei so komplex, dass es die Kosten rechtfertigt, zieht bei vielen Apothekern nicht. Die Schnittstelle sei durch die Gematik standardisiert, und so müsse nur eine IP-Adresse in den Betriebsparametern eingetragen werden, wird daraufhin gekontert.
Ob der Widerstand gegen die eigenen Softwarehäuser etwas bringt, steht noch in den Sternen. Zurzeit schreibt so mancher Apotheker Briefe an die Geschäftsleitung der Warenwirtschaftsanbieter. Ob sie dort ein offenes Ohr finden, oder ob sich sogar ein runder Tisch organisieren lässt, an dem alle Beteiligten ihre Argumente einmal austauschen, wird sich zeigen.
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