Psychologen kommen in einer Meta-Studie zu dem Schluss, dass Körperhaltung und Bewegungen sich auf die Psyche auswirken. Doch die Belegbarkeit dieser Assoziationen ist schwierig.
In einer aktuellen Übersichtsarbeit und Meta-Analyse konnten Psychologen belegen, dass Körperhaltung und Bewegungsmuster sich eindeutig auf die Psyche auswirken. Beteiligt waren Wissenschaftler der Universität Aarhus in Dänemark, der Columbia University in New York und der Universität Witten/Herdecke. Die Arbeit ist in Perspective on Psychological Science erschienen.
Einer der Autoren, Prof. Johannes Michalak von der Universität Witten/Herdecke, sagt: „Uns hat vor allem interessiert, ob der Effekt von Bewegungen und Körperhaltungen wirklich robust ist, sich also in unterschiedlichen Studien immer wieder findet oder ob er eher darauf zurückzuführen ist, dass in wissenschaftlichen Zeitschriften vor allem positive Befunde veröffentlicht werden und keine Null-Befunde“.
Mit speziellen Verfahren zu statistischen Kontrolle des Publikationsbias wurden Ergebnisse von über 70 Studien analysiert. Es zeigte sich, dass der Effekt des Körpers auf die Psyche tatsächlich robust ist. Unterschiedliche emotionale und verhaltensbezogene Variablen, wie Gefühle, das emotionale Gedächtnis oder die Risikobereitschaft werden offenbar durch das motorische System beeinflusst. Effekte auf das Hormon-System konnten allerdings nicht nachgewiesen werden.
Und noch ein wichtiges Ergebnis zeigte die Studie, berichtet Prof. Michalak: „Unsere Analysen haben ergeben, dass eine zusammengesunkene Körperhaltung sich negativ auf den Zustand der Probanden auswirkt. Allerdings haben wir keine Hinweise für die positiven Effekte einer betont expansiven Körperhaltung im Sinne des Power-Posing gefunden.“
Ein großes öffentliches Interesse an dieser Frage hatte 2010 eine Studie des Forscherteams um Dana Carney und Amy Cuddy von der Harvard Business School zum sogenannten Power-Posing ausgelöst. In dieser Studie zeigten Probanden, die eine offene und raumeinnehmende Körperhaltung einnahmen im Gegensatz zu Probanden, die eine zusammengesunkene Köperhaltung einnahmen, mehr Risikobereitschaft, mehr Gefühle der Macht und Veränderungen im Hormonspiegel (höhere Testosteron und verringerte Cortisol-Konzentrationen). Allerdings wurde diese Arbeit schnell wegen methodischer Mängel und gemischter Replikationsergebnisse kritisiert.
Mittlerweile sind eine Vielzahl von Studien zur Frage durchgeführt worden, wie sich Körperhaltung und Bewegungsmuster auf Emotionen und Verhalten auswirken. „Die Forschung ist nämlich wichtig, um Menschen mit depressiven Erkrankungen in Zukunft besser helfen zu können. In den Studien, die in die Metanalyse aufgenommen worden sind, wurden immer nur kurzeitige Effekte untersucht. In Zukunft sollte man Studien dazu durchführen, ob sich ein Training von Körperhaltung oder Bewegungsmustern auch längerfristig auf den Zustand und die Symptome von depressiven Patienten auswirken“, empfiehlt Michalak.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Universität Witten/Herdecke.
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