Weltweit leiden extrem wenige Menschen an der hereditären Orotazidurie, einer genetisch bedingten Stoffwechselerkrankung. Sie profitieren von Triacetyluridin als Uridinquelle. Jetzt haben US-Behörden eine Zulassung erteilt – trotz erwartungsgemäß schlechter Datenlage.
Bei Patienten mit hereditärer Orotazidurie kommt es zu Aktivitätsdefiziten der Uridin-5'-monophosphat (UMP)-Synthase, einem Enzym des Pyrimidinstoffwechsels. Dem Körper gelingt es nicht, Pyrimidinbasen in ausreichendem Maße selbst herzustellen und damit die RNA-Biosynthese aufrechtzuerhalten. Gleichzeitig häufen sich Vorstufen an. Es kommt zu Minderwuchs, zu Anämie und zur vermehrten Ausscheidung von Orotat durch den Urin. Als Grund sehen Humangenetiker Defizite im UMPS-Gen. Die Erkrankung wird autosomal-rezessiv vererbt und tritt extrem selten auf. Die Prävalenz liegt weit unter eins zu einer Million. Momentan existieren rund 20 Fallberichte. Betroffene hoffen jetzt auf Triacetyluridin als Pharmakon.
Das Derivat kommt bei Vergiftungen mit 5-Fluorouracil schon länger zum Einsatz, um die RNA-Synthese wieder anzukurbeln. In Deutschland beziehungsweise in der EU ist kein Arzneimittel mit Triacetyluridin zugelassen; momentan existieren nur Einzelfallberichte zur Applikation bei Vergiftungen. „Unabhängige systematische Untersuchungen wurden bisher nicht publiziert“, schreibt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in einem Übersichtsartikel. Aufgrund fehlender Perspektiven gehen amerikanische Arzneimittelbehörden das Risiko trotzdem ein.
Die US Food and Drug Administration hat Triacetyluridin jetzt zur Behandlung der hereditären Orotazidurie zugelassen. Ihre Entscheidung basiert lediglich auf einer offenen Studie mit vier Patienten im Alter von drei bis 19 Jahren. Sie erhielten das Pharmakon zunächst sechs Wochen; eine weitere Untersuchung über sechs Monate hinweg folgte. Wie die FDA berichtet, stabilisierten sich bei allen Teilnehmern diverse hämatologische Parameter. Nebenwirkungen traten nicht in nennenswertem Umfang auf. Weitere Daten sollen nach der Zulassung erhoben werden.