Eine Langzeitstudie belegt, dass Raucher ein deutlich höheres Risiko haben, ihre Zähne bereits in jungen Jahren zu verlieren. Sie können ihr Risikoniveau jedoch bereits nach kurzer Nichtraucher-Zeit verringern und schließlich auf das einer Person senken, die niemals geraucht hat.
Zahnlosigkeit ist weltweit immer noch eins der großen Gesundheitsprobleme, die es zu lösen gilt. In Deutschland sind über 20 Prozent der Menschen im Alter zwischen 65 und 74 Jahren betroffen. Untersuchungen der letzten Jahre weisen darauf hin, dass auch Rauchen das Risiko für einen frühzeitigen Zahnausfall erhöht. Die neuen Ergebnisse der Potsdamer EPIC-Studie (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition), die auf Daten von 23.376 männlichen und weiblichen Studienteilnehmern basieren, untermauern nun diese Befunde. Die Studie ist die erste große deutsche, prospektive Langzeitbeobachtungsstudie, die den Zusammenhang zwischen Rauchen, Raucherentwöhnung und Zahnausfall in drei verschiedenen Altersgruppen (Gruppe 1: Personen unter 50 Jahren; Gruppe 2: Personen im Alter zwischen 50 und 59 Jahren; Gruppe 3: Personen im Alter zwischen 60 und 70 Jahren) untersucht hat. Im Vergleich zu Studienteilnehmern, die nie geraucht haben, hatten weibliche bzw. männliche Raucher ein bis zu 2,5- bzw. 3,6-fach erhöhtes Risiko, ihre Zähne vorzeitig zu verlieren und dies unabhängig von anderen Risikofaktoren wie zum Beispiel Diabetes. Der Zusammenhang war bei jüngeren Personen stärker ausgeprägt als bei älteren. Zudem beobachteten die Wissenschaftler, dass die ermittelten Risikobeziehungen dosisabhängig waren. Starke Raucher, die mehr als 15 Zigaretten pro Tag konsumierten, hatten ein höheres Risiko, als diejenigen, die weniger rauchten.
„Man verliert seine Zähne hauptsächlich als Folge von Karies oder Parodontitis. Wir wissen zudem, dass Rauchen einer der Hauptrisikofaktoren für Parodontitis ist. Daher ist der beobachtete Zusammenhang zwischen Rauchen und Zahnverlust sicherlich primär durch ein erhöhtes Auftreten der Parodontitis bei Rauchern zu erklären“, sagt Co-Autor Kolade Oluwagbemigun. „Zahnfleischentzündungen bei Rauchern lassen sich somit auch als erstes greifbares Warnsignal sehen, das darauf hinweist, dass die Gesundheit durch den Tabakkonsum bereits stark geschädigt ist. Unglücklicherweise maskiert Rauchen Zahnfleischbluten – eines der wenigen Symptome einer Parodontitis. Hierdurch kann das Zahnfleisch bei Rauchern gesünder erscheinen, als es tatsächlich ist. Dies sollten Raucher aber auch Zahnärzte berücksichtigen“, ergänzt Erstautor Thomas Dietrich. „Inwieweit Rauchen auch mit einem erhöhten Kariesrisiko assoziiert ist, ist noch nicht endgültig geklärt“, so Dietrich weiter.
„Auch wenn die genauen Ursachen für den von uns beobachteten Zusammenhang noch nicht geklärt sind, erscheint es aber bereits schon heute mehr als sinnvoll, Menschen davon zu überzeugen, Nichtraucher zu bleiben oder es jetzt zu werden. Rauchen verkürzt die Lebenszeit. Nicht zu rauchen ist gut für Lunge und Gefäße und führt nach unseren Erkenntnissen auch zu einer guten Zahngesundheit bis ins hohe Alter“, sagt Heiner Boeing. Originalpublikation: Smoking, Smoking Cessation, and Risk of Tooth Loss Thomas Dietrich et. al.; Journal of Dental Research, doi: 10.1177/0022034515598961; 2015