Die Corona-Warn-App der Bundesregierung ist nach langem Warten nun schon eine Woche verfügbar. Offensichtlich ist sie bereits ein Hit, denn schon am Ende des ersten Tages hatten 6,4 Millionen Bundesbürger sie heruntergeladen. Inzwischen sind es fast 12 Millionen Menschen. Doch es könnten noch weit mehr User sein, wie ich mehrfach in der Apotheke feststelle – nämlich dann, wenn sie tatsächlich für alle Menschen, die sie installieren möchten, auch verfügbar wäre. „Corona eindämmen, das ist ein Teamspiel“, meint Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zwar, aber bei diesem Spiel werden offenbar so einige ausgeschlossen.
In der Apotheke, in der ich arbeite, bieten wir schon längere Zeit die Bestellung von Medikamenten per App an. Auch auf der Homepage findet sich ein Shop, über den bestellt werden kann und wir bewerben beide Online- Bestellmöglichkeiten bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Dies soll auch dazu dienen, unseren Kunden die Angst vor dem kommenden E-Rezept zu nehmen.
Älteren, oder technisch wenig bewanderten Menschen erklären wir diese Funktionen auch gerne. Sie sind es inzwischen gewohnt, dass sie auch bei allen anderen App-Problemen oder Schwierigkeiten mit Tablets, die ihnen von den Enkeln geschenkt wurden, zu uns kommen können. Wir finden es schön, dass man uns so viel Vertrauen entgegenbringt – die Vor-Ort-Apotheke soll ja auch als digitaler Gesundheitshelfer gesehen werden.
Daher war es auch nicht weiter verwunderlich, dass uns Fragen zur Corona App gestellt wurden. „Sollen wir die App wirklich auf unser Handy laden?“, „Ist die auch sicher, oder kann man irgendwelche Daten einsehen, die ich nicht zugänglich machen möchte?“, „Bringt das denn überhaupt etwas?“, waren im Vorfeld die häufigsten Fragen. Wir haben beruhigt, erklärt und darin bestärkt, die Corona-App zu nutzen. Jetzt, nach dem Start hört man aber nur noch eine Frage: „Warum klappt denn das bei mir nicht?“
Wir haben offenbar viele Kunden, die entweder nur freie Android-Handys benutzen, bei denen kein Google-Play-Service läuft, oder deren Handy einfach zu alt ist. Die App läuft auf den Apple iPhones erst ab dem Betriebssystem iOS 13.5, wodurch ältere Modelle wie das iPhone 5, 5s oder 6 bereits ausgeschlossen sind. Auf den Android-Smartphones muss mindestens Android 6 installiert sein.
Unsere älteren Kunden haben – wie auch die jüngere Generation der Schüler, die jetzt wieder vermehrt in die Schulen strömen – häufig nicht das Geld für ein so kostspieliges Gerät. Offenbar bleiben also viele Menschen außen vor und es sind wieder mal die schwächsten der Gesellschaft: ältere Menschen, Kinder und Jugendliche sowie einkommensschwache Personen. Schade – war das wirklich so gedacht?
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