US-Medien berichten immer häufiger über das Eastern-Equine-Encephalitis-Virus, kurz EEEV. Es sind nur wenige Infektionen, aber die Zahlen steigen bedenklich an.
Im vergangenen Jahr gab es 38 bestätigte Infektionen und 15 Menschen starben. Es klingt wenig, aber im Vergleich zu den letzten zehn Jahren waren die Zahlen nie so hoch, berichtet die US-Gesundheitsbehörde CDC. Was ihnen Sorge bereitet: Wenn es zu einer Erkrankung kommt, endet sie in mehr als einem Drittel der Fälle tödlich.
Wenn die Winter wärmer werden und die Sommer heißer und feuchter, dann sind das die optimalen Bedingungen, damit sich das EEE-Virus besser ausbreitet, berichtet der Australier Oscar Schwartz in einem ausführlichen Artikel, der in den letzten zwei Tagen viel Beachtung fand.
Ganz neu sind die Bedenken aber nicht. Bereits 2019 zeigte sich das CDC angesichts der Zunahme der Erkrankungszahlen besorgt. Im New England Journal of Medicine stellten sie im November in einem Artikel die in Europa weitestgehend unbekannte Erkrankung vor – die Eastern Equine Encephalomyelitis, kurz EEE, oder im Deutschen als Östliche Pferdeenzephalomyelitis bezeichnet.
Der Erreger der Erkrankung ist das Eastern-Equine-Encephalitis-Virus (EEEV) aus der Gattung Alphavirus der Familie der Togaviridae und zählt zu den Arboviren.
Die EEE ist in Nordamerika vermutlich bereits seit Jahrhunderten verbreitet. Zwischen 1831 und 1959 wurden 12 Epidemien registriert. In den vergangenen 10 Jahren hat es allerdings bis auf einen kleineren Peak 2012 nur wenige Infektionen gegeben. Deshalb ist der Anstieg auf 38 Erkrankungen in 2019 bemerkenswert.
Das Das Bild zeigt die Speicheldrüse eines Moskito, der mit dem EEE-Virus infiziert wurde © Fred Murphy and Sylvia Whitfield - CDC
Als Hauptüberträger fungieren Mücken, in Nordamerika vor allem durch Culiseta melanura. Der Erreger ruft bei Pferden, aber auch bei Tauben, Fasanenartigen und dem Menschen Krankheitserscheinungen hervor. Als Virusreservoir dienen Wildvögel und Nagetiere.
Nach der Inokulation des Mückenspeichels gelangen die Viren in das perivaskuläre Hautgewebe, wo sie Langerhans-Zellen und dendritische Zellen infizieren. Diese wandern in die regionalen Lymphgewebe, v. a. Lymphknoten aus, von wo es durch die Virusreplikation dann zu einer systemischen Virämie kommt.
Da die Stechmücken die Krankheit übertragen, ist auch beim Menschen der Höhepunkt im Sommer und Frühherbst. Allerdings bleiben geschätzte 96 Prozent der infizierten Menschen asymptomatisch.
Bei den anderen beginnt die Erkrankung mit Abgeschlagenheit, starken Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, wie Mitarbeiter vom National Institute of Allergy and Infectious Diseases in Bethesda/Maryland berichten. In diesem Stadium fallen die Antikörper-Tests noch negativ aus. Ein Nachweis der Viren im Blut oder im Liquor cerebrospinalis gelingt nur selten.
Wie die Autoren im NEJM-Artikel beschreiben, kommt es innerhalb von 5 Tagen nach Beginn der Erkrankung zu neurologischen Symptomen. Sie sind zunächst unspezifisch, schreiten jedoch rasch fort. Eine spezifische Therapie gibt es bisher nicht. Laut Morens, dem Erstautor, hat sich kein antivirales Medikament als wirksam erwiesen.
Die Behandlung der Patienten sei rein symptomatisch. Die Patienten würden auf Intensivstation beatmet, bis es nach der Bildung von körpereigenen Antikörpern allmählich zur Erholung komme, die allerdings häufig unvollständig bleibe. Viele Patienten trügen bleibende Behinderungen davon.
Die aktuell steigende Zahl der EEE-Infektionen ist für Morens ein Symptom für die zunehmende Bedrohung durch Arboviren, die neben EEE auch für Dengue-Fieber, West-Nil-Fieber, Chikungunya-Fieber, Zika-Fieber und Powassan-Fieber verantwortlich sind.
So gering die Zahlen derzeit noch erscheinen, im Nordosten der USA veränderte das EEE-Virus bereits im Sommer 2019 das Leben der Menschen, berichtet Schwartz. Kommunale Gesundheitsbehörden empfahlen, während der Morgen- und der Abenddämmerung zu Hause zu bleiben, um sich vor Mückenstichen zu schützen.Bildquelle: Fred Murphy and Sylvia Whitfield - CDC