Der Corona-Shutdown könnte gefährliche Folgen nach sich ziehen. In Rohren von Gebäuden vermehren sich vermutlich Legionellen.
Deutschland, Mitte Juni. Langsam eröffnen Geschäfte, Restaurants, Schulen und Hotels wieder. Auch die Balearen, unser 17. Bundesland, wollen sich wieder dem Tourismus öffnen – erst einmal vorsichtig mit 6.000 Urlaubern. Wer sich jetzt vor allem wegen neuer SARS-CoV-2-Infektionen Sorgen macht, übersieht eine Gefahr: die Legionellen. Denn so manche Anlage ist seit Wochen zugesperrt. Fließt kein Wasser durch die Rohre, können darin Legionellen wachsen, wie nun auch das RKI im aktuellen Epidemiologischen Bulletin warnt.
Legionellen sind Altbekannte der Medizin. Über einer Wassertemperatur von 20°C vermehren sie sich nennenswert, darunter eher langsam. Aber für die Vermehrung hatten sie nun ja schließlich einige Wochen lang Zeit. Ihren Namen haben die Bakterien von einem Legionärstreffen im Jahr 1976. In der schlecht gewarteten Klimaanlage hatte sich Legionella rasant verbreitet. 181 ältere Personen erkrankten schwer an einer Lungenentzündung.
Wer Wasser trinkt, ist normalerweise nicht in Gefahr. Erst das Einatmen bakterienhaltiger Aerosole, etwa bei Duschen, Whirlpools, Klimaanlagen oder Rasensprengern, ist kritisch. Dann gelangen Bakterien bis in tiefere Abschnitte der Lunge, und eine Pneumonie droht. Die Erkrankung ist meldepflichtig – und trat schon lange vor dem Shutdown auf.
Am 22. November 2018 berichtete ELDSNet, das Europäische Netzwerk für reiseassoziierte Legionellose am ECDC, über mehrere Fälle in einem Hotel bei Cala Ratjada, Mallorca. Drei der fünf Patienten waren innerhalb von nur zwei Wochen erkrankt.
Wer jetzt auf gesetzliche Regelungen hofft, ist verloren. Zur Lage in Deutschland: Krankenhäuser, Schulen, Kindergärten, Hotels und Pflegeheime müssen zwar ihr mehr oder minder kühles Nass untersuchen lassen, aber nur einmal im Jahr. Das schreibt die Trinkwasserverordnung vor. Ist der Termin schon vorbei, hat man Pech gehabt. Privathaushalte, etwa seit Beginn der Corona-Pandemie verwaiste Ferienhäuser oder Campingplätze, sind davon nicht betroffen. Und wie es jenseits deutscher Grenzen aussieht, ist die nächste Frage.
Doch die Lösung ist relativ einfach: „Lassen Sie das Trinkwasser vor der Benutzung ablaufen, bis sich die Temperatur nicht mehr verändert“, empfiehlt beispielsweise Harz Energie als kommunaler Versorger. „Kaltwasser sollte fühlbar kalt, Warmwasser fühlbar heiß sein (Fingertest).“ Diese Maßnahme gelte insbesondere, wenn Trinkwasser länger als vier Stunden in der Leitung gestanden sei. Also auf den Hahn und erst mal spülen.
Jenseits deutscher Grenzen greift man gern zu anderen Maßnahmen. Das Trinkwasser wird stärker gechlort als in so manchem Schwimmbad: sicher auch eine Alternative.
Bildquelle: Jeremy Bishop/Unsplash