Ein Junge leidet seit etwa zwei Jahren an chronischer Obstipation. Nun kommt er mit einer langsam wachsenden Masse im unteren Quadranten des Abdomens ins Krankenhaus. Doch sämtliche Untersuchungen sind zunächst unauffällig.
Ein 12-jähriger Junge wird wegen einer seit einem Jahr langsam wachsenden Masse im rechten unteren Quadranten des Abdomens in die Notaufnahme eingeliefert. Schmerzen bereitet die Masse nicht. Doch er leidet seit etwa 2 Jahren unter chronischer Obstipation und könne nur alle drei bis vier Tage abführen. Übelkeit, Erbrechen und Diarrhoe verneint er, Gewicht habe er ebenfalls nicht verloren. Allerdings war er bereits vier mal wegen Verstopfung im Krankenhaus, die jedoch immer mit Laxanzien und Einläufen behandelt werden konnte.
Bei der initialen Untersuchung beträgt die Körpertemperatur des Jungen 37°C, der Blutdruck 100/70mmHg und der Puls 85bpm. Er wiegt 30 kg bei einer Körpergröße von 133cm, sein BMI beträgt 16,5. Bei der Palpation ist das Abdomen weich bei normalen Darmgeräuschen. Doch im unteren rechten Quadranten tasten die Ärzte eine etwa 13cm große, bewegliche Masse. Die rektale Untersuchung ist unauffällig, Missbildungen können nicht festgestellt werden. Auch Blutuntersuchungen und Stuhlproben liefern zunächst keinen Anhaltspunkt für die Ursache der tastbaren Masse, denn sie sind allesamt unauffällig.
Um einen besseren Eindruck zu bekommen, führen die Ärzte einen Kolonkontrasteinlauf sowie ein intravenöses Pyelogramm durch. Dort sehen sie wieder die Masse im Bereich des Dickdarms, die eine glatte Kontur hat und nicht mit der Dickdarmschleimhaut verwachsen ist. Darüber hinaus scheint durch die Masse der Ureter verschoben zu sein und das Nierenbecken infolgedessen vergrößert.
Doch woher kommt diese Masse nur? Um dieser Frage nachzugehen, planen die Ärzte eine Rektosigmoidoskopie. Als sie bereits 25cm des Rektums untersucht haben, stoßen sie auf die merkwürdige runde Masse. Ab da ist die Sache eindeutig: Aufgrund der chronischen Obstipation des Jungen hat sich dort Kot angestaut. Daraus hat sich ein sogenannter Skybala – ein verhärteter Kotballen – gebildet. Sie versuchen, diesen zu zertrümmern und endoskopisch zu entfernen, müssen diesen Versuch jedoch wegen Schmerzen des Patienten abbrechen. Auch wiederholte Einläufe und Laxanzien bleiben erfolglos.
Schließlich bleibt den Ärzten keine andere Möglichkeit, als dem Jungen mit einem laparoskopischen Eingriff zu helfen. Sie entfernen den betroffenen Abschnitt des Kolons und führen anschließend eine End-zu-End-Anastomose durch.
Die anschließende Heilung verläuft ohne weitere Komplikationen und auch die chronische Obstipation ist von nun an Geschichte. Die Pathologen finden eine mögliche Erklärung für die ungewöhnliche Krankheit: Der Plexus myentericus weist zwar reichlich Nervenfasern auf, Ganglienzellen fehlen jedoch vollständig.
Text- und Bildquelle: Garisto et al. / BMC
Bildquelle: Pixabay