Im Januar wurde China von der WHO gelobt: Die Behörden hätten schnell und umfassend reagiert. Inzwischen hat sich die Situation weltweit verändert. Und ein investigativer Bericht wirft neues Licht auf Chinas Vorgehen während der COVID-19-Pandemie.
Im Januar lobte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) China noch: Das Vorgehen der chinesischen Behörden habe eine internationale Ausbreitung von SARS-CoV-2 verhindert. Man zeigte sich beeindruckt von den schnellen und umfassenden Maßnahmen, die gegen Corona ergriffen wurden. Die Chinanähe der Organisation wurde daraufhin nicht zum ersten Mal kritisiert, es folgten fragwürdige Interviews und der Zusammenprall mit US-Präsident Donald Trump (wir berichteten).
Von geringer internationaler Ausbreitung des Virus kann inzwischen längst keine Rede mehr sein. Und inmitten der COVID-19-Pandmie wirft nun ein Bericht der Associated Press (AP), eine Nachrichtenagentur mit Sitz in New York, auch weitere Fragen zum tatsächlichen Vorgehen Chinas auf.
So sei unter anderem das Genom des Virus mehr als eine Woche lang nicht veröffentlicht worden, obwohl es zu diesem Zeitpunkt bereits von drei verschiedenen Regierungslabors entschlüsselt worden war, berichtet AP. Der Grund: Ein engmaschig kontrollierter Informationsfluss und interner Wettbewerb im chinesischen Gesundheitssystem. Die chinesischen Behörden veröffentlichten die Daten zum Genom erst, als ein anderes Labor die Information vorab auf einer Virologen-Website zur Verfügung stellte – und selbst danach habe China die WHO weiter in Bezug auf konkrete Zahlen und Fallberichte hingehalten.
Laut der Berichte, die AP vorliegen, habe die WHO im weiteren Verlauf China durch ihr Lob aus der Reserve locken wollen. Denn in privaten Besprechungen beschwerte man sich offenbar längst: China lasse nicht genügend Informationen nach außen und erschwere damit die Eindämmung des Virus auf Kosten der Weltbevölkerung.
Während der chinesische Präsident Xi Jinping versichert, immer rechtzeitig und umfassen informiert zu haben, sind mit Trump die USA offiziell aus der WHO ausgetreten – auch wegen des Verhaltens gegenüber China. AP fasst treffend zusammen: „Diese neuen Informationen bestätigen weder das Narrativ der USA noch das von China, sondern zeichnen stattdessen das Bild einer Organisation, die zwischen zwei Stühlen saß und dringlich versucht hat, an weitere Daten zu kommen, trotz geringer Autorität.“
Den vollständigen AP-Bericht gibt es hier.
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