Um die tatsächliche Schutzwirkung von Social Distancing und Mund-Nasen-Schutz besser einschätzen zu können, hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) jetzt eine Meta-Analyse in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse sind in The Lancet erschienen.
Die Autoren werteten insgesamt 172 Beobachtungsstudien und 44 vergleichende Studien aus, die das Infektionsrisiko mit verschiedenen Viren im Gesundheitswesen und in der Gesellschaft untersuchten. Unter den Beobachtungsstudien gab es etwa solche, die die Distanz untersuchten, die ein Virus durch Tröpfchen zurücklegen kann. In den Vergleichsstudien (7 zu COVID-19, 26 zu SARS und 11 zu MERS) analysierten Forscher zum Beispiel, ob sich medizinisches Personal häufiger infiziert, wenn kein Mund-Nasen-Schutz getragen wird oder ob sich Unterschiede bezüglich der Ansteckung bei den jeweils getragenen Maskentypen ergeben.
Die Meta-Analyse bestärkt die derzeit geltenden Distanz-Empfehlungen. Denn wie sich herausstellte, reduzierte sich bei einer physischen Distanz von über 1 Meter sowohl im Gesundheitswesen als auch in der Gesellschaft das Ansteckungsrisiko. Das absolute Ansteckungsrisiko lag bei weniger als 1 Meter Abstand bei 12,8 %, bei mehr als 1 Meter reduzierte es sich auf 2,6 %.
Auch das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes reduzierte das Infektionsrisiko. Ohne Schutz betrug das absolute Infektionsrisiko 17,4 %, mit Mund-Nasen-Schutz sank es auf 3,1 % ab. Im Gesundheitswesen waren N95-Masken dabei mit einem geringeren Infektionsrisiko assoziiert als chirurgische Gesichtsmasken.
Die Autoren betonen in ihrer Meta-Analyse, dass selbst die korrekte Anwendung eines Mund-Nasen-Schutzes nie eine hundertprozentige Sicherheit vor einer Infektion bietet. Handhygiene dürfe daher auf keinen Fall vernachlässigt werden.
Experten des Science Media Centers (SMC) kommentieren die Studie wie folgt: „Die Ergebnisse dieser systematischen Übersicht und Meta-Analyse unterstützen eine physische Distanzierung von einem Meter oder mehr [...].“ Robuste, randomisierte Studien seien weiterhin erforderlich, um die Evidenz für diese Interventionen besser zu untermauern, so die Experten. „Aber diese systematische Bewertung der derzeit besten verfügbaren Evidenz könnte als vorläufige Richtlinie dienen.“
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