Patienten, die mit SARS-CoV-2 inifziert sind, haben ein erhöhtes Sterberisiko nach elektiven Operationen. So lautet das Ergebnis einer internationalen Studie, die in The Lancet erschienen ist.
Das Forschungsnetzwerk CovidSurg hat dazu die postoperativen Verläufe von 1.128 infizierten Patienten aus 24 Ländern ausgewertet. Eine SARS-CoV-2-Infektion war bei den Patienten jeweils nach dem Eingriff festgestellt worden, die Ansteckung fand aber wahrscheinlich schon vor der Operation statt und wurde nicht bemerkt, vermuten die Autoren.
Die Mortalität während der ersten 30 Tage nach der Operation betrug insgesamt 23,8 Prozent. Pulmonare Komplikationen traten in rund der Hälfte der Fälle auf (51,2 %). Die Sterblichkeit der COVID-19-Patienten war laut der Studie in allen Untergruppen erhöht, etwa bei Notfalleingriffen, bei kleineren oder bei elektiven Eingriffen.
„Normalerweise erwarten wir, dass die Sterblichkeitsrate von Patienten, die sich elektiven Operation unterziehen, unter einem Prozent liegt“, wird der Tübinger Mitautor der Studie, Alfred Königsrainer, ärztlicher Direktor der Universitätsklinik für Allgemeine, Viszeral- und Transplantationschirurgie in Medien zitiert. „Diese Studie zeigt nun aber, dass die Sterblichkeitsrate bei Patienten, die mit Sars-CoV-2 infiziert sind, selbst bei Routineoperationen ganz wesentlich erhöht ist.“
Das Forschungsnetzwerk CovidSurg rät dazu, bei planbaren Eingriffen unbedingt eine SARS-CoV-2-Infektion auszuschließen. Die Autoren machen allerdings auch auf einen möglichen Bias aufmerksam: Patienten mit schlechterem postoperativen Outcome wurden möglicherweise öfter auf SARS-CoV-2 getestet als Patienten, bei denen es keine Komplikationen gab.
Dennoch ergibt sich für Ärzte, Chirurgen, aber auch für die Politik die Frage, wie man mit elektiven Eingriffen in der Pandemie umgehen soll. Sollten Mediziner mit planbaren Operationen lieber warten, aber dafür eine eventuelle Krankheitsprogression in Kauf nehmen? Die Frage ist insofern auch für Deutschland interessant, da Kliniken hierzulande wieder mehr planbare Operationen erlauben. Fraglich ist aber, ob die Daten überhaupt auf deutsche Krankenhäuser übertragbar sind.
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