Ärzte beschreiben in einem Fallbericht das Auftreten einer subakuten Thyreoiditis als Folge von COVID-19.
Ende Februar wurde eine 18-jährige Frau positiv auf SARS-CoV-2 getestet, nachdem ihr Vater, der im gleichen Haushalt lebt, mit COVID-19 stationär im Krankenhaus aufgenommen worden war. In den folgenden Tagen entwickelte die junge Frau eine leichte Rhinorrhoe und Husten. Sie erholte sich jedoch innerhalb von vier Tagen vollständig von der Infektion, ohne dass sie behandelt werden musste. Zwei weitere Abstriche auf SARS-CoV-2 (am 13. März und am 14. März) fielen negativ aus.
Am 17. März jedoch stellte sich die junge Frau mit erhöhter Temperatur (37,5 °C), in den Kiefer ausstrahlenden Nackenschmerzen, Müdigkeit und Herzklopfen beim Arzt vor. Da die Symptome sich innerhalb der nächsten zwei Tage weiter verschlimmerten, wurde sie schließlich an die endokrinologische Abteilung I des Universitätsklinikums Pisa überwiesen.
Bei der körperlichen Untersuchung zeigte sich eine erhöhte Herzfrequenz mit 90 Schlägen pro Minute. Die Schilddrüse war bei Palpation stark schmerzhaft, weich und vergrößert. Die Laboruntersuchungen ergaben stark erhöhte Entzündungsmarker sowie eine Leukozytose. Zudem zeigten sich leicht erhöhte Thyroxin (fT4)- und Triiodthyronin (fT3)-Werte, Thyrotropin (TSH) war nicht nachweisbar. Die Thyreoglobulinwerte (Tg) waren bei positivem Tg-Antikörper niedrig. Antikörper gegen die Thyreoperoxidase (TPOAb) und gegen den TSH-Rezeptor (TRAb) wurden dagegen nicht nachgewiesen.
Im Halsultraschall ergaben sich bilaterale und diffuse hypoechogene Bereiche. Bereits einen Monat zuvor hatte sich die Frau aufgrund einer isolierten Hyperthyreotropinämie einer Schilddrüsenuntersuchung unterzogen. Zu diesem Zeitpunkt war die Sonografie der Schilddrüse unauffällig, die Schilddrüsenfunktion normal und TgAb sowie TPOAb negativ.
Die Ärzte diagnostizierten anhand der Symptome und Untersuchungsergebnisse eine subakute Thyreoiditis (SAT). Die Ätiologie und Pathogenese der SAT ist bisher noch nicht vollständig verstanden, allerdings wird allgemein angenommen, dass die Krankheit auf eine Virusinfektion zurückzuführen ist oder dass es sich dabei um eine postvirale Entzündungsreaktion bei zugrundeliegender genetischer Prädisposition handelt.
Die Frau erhielt zunächst Prednison (25 mg/d), woraufhin die Nackenschmerzen und das Fieber innerhalb von zwei Tagen zurückgingen. Auch die übrigen Symptome ließen innerhalb einer Woche nach. Im Verlauf der Therapie wurde das Prednison auf 16 mg/d reduziert. Bei der letzten Untersuchung am 27. April war die Patientin asymptomatisch, die Entzündungsmarker sowie die Schilddrüsenfunktion waren im Normbereich.
Durch den zeitlichen Zusammenhang zwischen der COVID-19-Erkrankung der jungen Frau und der kurz darauf auftretenden SAT gehen die Ärzte in ihrem Case Report davon aus, dass die SARS-CoV-2-Infektion die Ursache der Schilddrüsenentzündung war. Die Mediziner möchten mit ihrem Fallbericht daher auf zusätzliche und nicht gemeldete klinische Manifestationen im Zusammenhang mit COVID-19 aufmerksam machen.
Textquelle: Brancatella A et al. / JCEM
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