Die Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) berichtete bereits Anfang Mai von einer Methämoglobinämie bei einem Säugling nach Überdosierung von Emla®-Creme. Nun möchte auch die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) das pharmazeutische Personal daran erinnern, die Patienten auf dieses Risiko hinzuweisen.
Was war geschehen? Bei einem sieben Monate alten Säugling wurde vier Wochen vor dem Vorfall ambulant eine Zirkumzision durchgeführt. Die postoperative Wundpflege erfolgte zunächst mit Panthenol, bis die Creme aufgebraucht war. Die Eltern hatten noch eine Tube Emla®-Creme (Lidocain + Prilocain, 25 mg/g + 25 mg/g) zuhause, die dem Jungen vor der Operation zur Oberflächenanästhesie verschrieben worden war.
Nun trugen die Eltern diese Creme bei jedem Windelwechsel auf, woraufhin der Säugling nach zwei Tagen eine Zyanose entwickelte. Sie trat aufgrund einer Methämoglobinämie auf, die in der Fachinformation der Emla®-Creme als seltene Nebenwirkung aufgeführt wird und Ausdruck einer Überdosierung sein kann. Die Sauerstoffsättigung bei dem betroffenen Jungen betrug minimal 73 %, woraufhin ihm auf der Intensivstation Sauerstoff verabreicht wurde. Die Sauerstoffsättigung stieg an und blieb im Verlauf auch ohne Sauerstoffgabe stabil. Er wurde einen Tag später in gutem Zustand entlassen.
Diesen Fall nimmt die AMK zum Anlass, auf das erhöhte Risiko von Nebenwirkungen, insbesondere bei Überdosierungen von äußerlich anzuwendenden und teilweise rezeptfreien Lokalanästhetika, zu erinnern. Sie bittet daher Apotheker, die Patienten umfassend auch dahingehend zu beraten, dass die Dosierungsempfehlungen und Empfehlungen zur Anwendungsdauer laut Produktinformation einzuhalten sind.
Insbesondere bei Kindern sollte auch den Erziehungsberechtigten von eigenmächtigen Dosiserhöhungen abgeraten werden. Es wird darauf hingewiesen, dass Produkte, die Lokalanästhetika enthalten, nicht auf offenen Wunden oder potenziell geschädigter Haut (z. B. nach frischer Rasur) angewendet werden sollten, da es zu einer erhöhten systemischen Exposition kommen kann.
Grundsätzlich besteht außerdem bei Personen mit einem Glucose-6-phosphat-Dehydrogenasemangel sowie vererbter oder idiopathischer Methämoglobinämie ein erhöhtes Risiko, Anzeichen einer arzneimittelinduzierten Methämoglobinämie zu entwickeln.
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