In 30 Jahren wird es normal sein, mit Robotern Sex zu haben, behaupten Wissenschaftler. Die Sexualität könnte sich durch die hochentwickelten Silikonpuppen grundlegend verändern. Haben Sexroboter für Patienten einen therapeutischen Mehrwert?
Roxxxy, Solana, Harmony und Samantha sind Sexpuppen mit künstlicher Intelligenz. Noch sind solche Sexroboter – auch wegen ihres Preises – selten in Deutschland. Wenn es nach dem Experten für Künstliche Intelligenz, David Levy, geht, soll Sex mit Robotern bis zum Jahr 2050 jedoch ganz normal und realistisch sein. Dass dies nicht so abwegig ist, beweist das „Bordoll“ in Dortmund. Seit 2016 bietet das Bordell Sex mit Liebespuppen an. Nicola Döring, Professorin für Medienpsychologie an der Technischen Universität Ilmenau [Paywall], hat sich in ihren Forschungsarbeiten intensiv mit der Thematik „Robotersex“ befasst. Laut Döring ist darunter die „sexualbezogene Roboternutzung“ zu verstehen. Diese Definition umfasst die Verwendung von Robotern, die speziell für sexuelle Handlungen entwickelt und genutzt werden. Aber auch der Sex mit Robotern, die nicht speziell für solche Zwecke produziert wurden, fallen unter den Begriff. Neben Hardware-Robotern müssen laut Nicola Döring auch Software-Roboter in den Kontext von Robotersex einbezogen werden. Ein Beispiel für solche Software-Roboter, die speziell für sexuelle Handlungen entwickelt wurden, ist die Virtual-Reality-Technology, die es mit Hilfe von VR-Brillen dem Nutzer ermöglicht, in eine virtuelle 3D-Welt einzutauchen. Die VR-Pornografie kann mit speziellem Sexspielzeug, der sogenannten Teledildonik, kombiniert werden und stimuliert synchron zum Pornofilm die Genitalien.
Sexpuppen können als eine Vorstufe von Hardware-Sexrobotern wie z.B. Roxxxy des Herstellers True Companion oder Harmony von Matt McMullen, angesehen werden. Solche Puppen lassen sich wie folgt einteilen:
Sexroboter sind Silikonpuppen, die mit einer künstlichen Intelligenz sowie Sensoren und Aktoren für ein autonomes Verhalten ausgestattet sind. Eine Spracherkennung und eine Sprachausgabe ermöglicht es sogar, dass der Benutzer kleine Unterhaltungen mit der Puppe führen kann. Per App lässt sich die gewünschte Persönlichkeit einstellen, beispielweise ob die Puppe eher schüchtern oder extrovertiert sein soll.
Es gibt keine empirischen Wirkungsstudien, die die objektiven und subjektiven Auswirkungen des Robotersex überprüft haben. Allerdings – so Nicola Döring – würden Daten aus der Forschung zu Sexspielzeug oder Sexpuppen andeuten, dass sich deren Verwendung positiv auf die sexuelle Zufriedenheit auswirken kann. In der Sexualtherapie wird Sexspielzeug [Paywall] heutzutage eingesetzt, um Orgasmusprobleme zu behandeln. Bisher sind die Thesen, wie sich Robotersex auf die Menschen auswirken könnte, nur rein spekulativ. In der Literatur sind nach Nicola Döring folgende Wirkungsthesen zu finden:
Assistenz- und Therapieroboter helfen Menschen, die an Erkrankungen wie Demenz, den Folgen eines Schlaganfalls oder unter einer körperlichen Behinderung leiden. Ist der Roboter mit einer sexuellen Assistenzfunktion ausgestattet, könnte er, so die These David Levys, die Gesundheit und das Wohlbefinden der betroffenen Personen verbessern. Unklar bleibt jedoch, was der Experte für Künstliche Intelligenz unter einer „sexuellen Assistenzfunktion“ versteht. Denkbar wäre laut Nicola Döring [Paywall], dass ein Roboter Menschen, die sich z. B. aufgrund einer Behinderung nur eingeschränkt bewegen können, bei der Solosexualität hilft, indem er ihnen das Sexspielzeug bereitlegt. Ebenfalls könnten Sexroboter auch zur Therapie (z. B. zur Rehabilitation von Sexualstraftätern oder zur Behandlung von Orgasmusstörungen) oder zur Aufklärung (z. B. Übung von Safer-Sex-Techniken) eingesetzt werden.
Auch die Foundation for Responsible Robotics hat 2017 einen Bericht über die Zukunft der Sexualität mit Robotern („our sexual futur with robots“) veröffentlicht. Hierfür hatten sie verschiedene Umfragen aus Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien und den USA sowie die Argumente von Roboterexperten ausgewertet. In dieser Untersuchung kommen die Autoren zu diesen Erkenntnissen:
Damit Menschen einen Roboter als menschenähnlich empfinden und vielleicht auch eine emotionale und körperliche Bindung aufbauen, ist laut Nicola Döring, nicht viel notwendig. 2015 hat sie eine Nutzerstudie mit dem Gesundheitsroboter namens „Max“ durchgeführt. Ältere Menschen, denen „Max“ bei der selbstständigen Lebensführung half, bauten eine Bindung auf: sie schimpften und lobten ihn. Manche gaben auch an, dass sie „Max“ lieb hätten.