Seit zwei Jahren gibt es in Europa klar definierte Rechte von Patienten. Neue Untersuchungen zeigen, dass die Kommission mit ihrem Regelwerk etliche Ziele nicht erreicht hat. Bürgern scheinen die erforderlichen Informationen zu fehlen.
Bis zum 25. Oktober 2013 mussten alle Mitgliedsstaaten der EU Maßnahmen zur besseren Gesundheitsversorgung ergreifen. Ihre Aufgabe war, eine Richtlinie zu Patientenrechten in der grenzüberschreitenden Gesundheitsversorgung umzusetzen. Zu den Zielen heißt es im Dokument: „Die freie Erbringung und Inanspruchnahme von Gesundheitsdienstleistungen in der gesamten Europäischen Union muss mit Garantien für Qualität und Sicherheit verbunden sein. Um eine sachkundige Entscheidung treffen zu können, müssen Patienten Zugang zu allen Informationen über die Voraussetzungen haben, unter denen sie in einem anderen Mitgliedstaat der EU Anspruch auf Gesundheitsversorgung haben sowie über die Bedingungen, unter denen ihnen Kosten nach ihrer Rückkehr erstattet werden.“ Was ist zwei Jahre später aus den hehren Zielen geworden?
Um Licht in das Dunkel zu bringen, haben Marktforscher im Auftrag der Generaldirektion Gesundheit und Lebensmittelsicherheit Konsumenten aus 28 Mitgliedsstaaten befragt. Ein zentrales Ergebnis: Lediglich fünf Prozent aller Interviewten sind pro Jahr mindestens einmal in andere Länder gereist, um sich behandeln zu lassen. Die Zahl liegt weit hinter hochgesteckten Erwartungen mancher Politiker zurück. Auch hatte jeder dritte Patient mit Therapien im Ausland Probleme, sich entsprechende Kosten erstatten zu lassen.
Von allen Studienteilnehmern war jeder zweite Patient rein hypothetisch bereit, sich jenseits der eigenen Grenzen behandeln zu lassen. Besonders häufig wurden Therapien nach einer Krebsdiagnose genannt, gefolgt von kardiologischen Eingriffen und Zahnbehandlungen. Als Gründe, ihr medizinisches Glück in der Ferne zu suchen, nannten viele der Befragten renommierte Experten, eine Behandlung ohne Wartezeit und niedrigere Kosten. Am seltensten wollten Bürger aus Deutschland (11 Prozent) und Finnland (17 Prozent) Ärzte in anderen Ländern aufsuchen – ein Maß für die hohe Zufriedenheit mit Leistungen hierzulande oder für fehlendes Wissen?
Tatsächlich gaben nur zwei von zehn Interviewten an, sich ausreichend informiert zu fühlen. Dass es nationale Kontaktstellen gibt, war sogar nur jedem zehnten Europäer bekannt. Ähnlich schlecht sah es mit ärztlichen Verschreibungen aus. Weniger als drei von zehn Personen hatten die Information, dass sie Rezepte auch in anderen EU-Staaten einlösen können. Jetzt ist die Zeit reif für eine Informationskampagne.