SARS-CoV-2 wurde bereits häufiger mit gastrointestinalen Symptomen und erhöhten Leberenzymwerten in Verbindung gebracht. Nun haben Forscher Befunde abdominaler Bildgebungsverfahren von COVID-19-Patienten veröffentlicht. Bei zwei dieser Patienten kam es zu Darmnekrosen.
Die retrospektive Analyse wurde am Massachusetts General Hospital in Boston durchgeführt und umfasste rund 412 COVID-19-Patienten. Von diesen klagten bei Präsentation rund 34 Prozent über gastrointestinale Symptome. Bei 134 der Patienten (33 Prozent) wurden schließlich abdominale Bildgebungsverfahren durchgeführt.
Die meisten Patienten, die eine Sonografie erhielten, wiesen erhöhte Leberenzymwerte auf. CT-Aufnahmen wurden am häufigsten aufgrund von Bauchschmerzen oder Sepsis angeordnet. Nach Angaben der Autoren zeigten sich bei 31 Prozent der CT-Scans (13 von 42) Anomalien der Darmwand. Bei vier Patienten wurde eine Pneumatosis intestinalis oder Gas in der Portalvene diagnostiziert. Diese Patienten wurden umgehend laparotomiert.
Bei zwei Patienten stellte der Chirurg bei der Laparotomie eine spezifische gelbe Verfärbung der Dünndarmschlingen, im Gegensatz zu der üblichen violetten oder schwarzen Farbe des nekrotischen Darms fest. Bei einer Patientin wurde eine partielle Darmresektion durchgeführt, wobei die Pathologie im Anschluss eine ischämische Enteritis mit fleckiger Nekrose ergab. Unterhalb der nekrotischen Schleimhaut enthielten submuköse Arteriolen Fibrin-Thromben, andere wiesen Schäden mit perivaskulären Neutrophilen auf.
Eine Sonografie wurde hauptsächlich zur Abklärung von Leberlaborbefunden durchgeführt, wobei 20 der 37 Patienten, die eine Ultraschalluntersuchung des oberen rechten Quadranten erhielten, eine Mikrolithiasis aufwiesen, die auf eine Cholestase hindeutete. Bei vier Erkrankten wurde eine Cholezystostomie durchgeführt, wobei die Bakterienkulturen bei allen Patienten negativ ausfielen.
Eine genaue Ursache für das Spektrum der Darmbefunde in Verbindung mit COVID-19 ist bisher noch nicht bekannt. Dass SARS-CoV-2 grundsätzlich auch Darmzellen direkt infizieren kann, wurde kürzlich von Wissenschaftlern mit Hilfe von Darmorganoiden gezeigt (wir berichteten).
Den Autoren zufolge könnte neben einer direkten Infektion des Darms, auch eine Thrombose der kleinen Gefäße sowie eine nicht okklusive mesenteriale Ischämie die Ursache sein. Deshalb betonen sie, dass weitere Studien erforderlich seien um die Darmbefunde bei COVID-19-Patienten erklären zu können.
Hierbei solle insbesondere die Rolle von Thromben und Koagulopathien der kleinen Gefäße bei Darmischämie untersucht werden. Ein weiterer Fokus läge darauf, festzustellen, ob SARS-CoV-2 eine direkte Rolle bei Darm- oder Gefäßverletzungen spiele, wie sie weiter schreiben.
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Quelle: Bhayana R et al. / RadiologyBildquelle: Creators Collective, unsplash