Wird mein COVID-Patient einen kritischen Verlauf haben? Das können Ärzte nun online berechnen: Ein Kalkulator liefert überraschend genaue Schätzungen – basierend auf 10 Merkmalen.
Ärzte kennen inzwischen einige klinische Merkmale von COVID-19-Patienten, die darauf hinweisen, dass sich der Zustand des Patienten wahrscheinlich verschlechtern und er bald eine Behandlung auf der Intensivstation benötigen wird. Ein neuer Risiko-Score soll Ärzten bei dieser Voraussage helfen. Chinesische Mediziner haben den frei zugänglichen Online-Kalkulator entwickelt. Den Score errechnet man binnen weniger Sekunden. Wie funktioniert er?
Ein Team um Wenhua Liang vom Zentrum für respiratorische Erkrankungen in Guangzhou hat die Daten von 1.590 COVID-19-Patienten analysiert. Davon entwickelten 131 einen kritischen Verlauf (8,2 Prozent) und 51 starben (3,2 Prozent).
Aus insgesamt 72 epidemiologischen und klinischen Merkmalen, die den Ärzten aus den Patientenakten vorlagen, fanden sie letztlich 10 Variablen, die unabhängig voneinander und statistisch signifikant mit einem kritischen Verlauf einhergingen. Daraus entwickelten die Mediziner ihren Risikoscore namens COVID-GRAM. Das sind die 10 Prädiktoren:
Bei der Berechnung des Scores werden die Merkmale unterschiedlich gewichtet. So ist zum Beispiel bei Bewusstlosigkeit das Risiko für einen kritischen Verlauf verfünffacht, bei einer Dyspnoe nur verdoppelt. Die Werte bzw. die Ja/Nein-Antworten kann man in dem zur Verfügung gestellen Online-Tool eingeben, das sich hier abrufen lässt.
Der Score erreichte in der Analyse bezogen auf die 1.590 Patienten sowie in einer Validierungskohorte mit 710 Patienten eine recht hohe Genauigkeit mit einem AUC-Wert von 0,88.
Laut der Studienautoren ist ein Vorteil ihres Rechners, dass die benötigten Daten nach Einlieferung der Patienten schnell vorlägen. Somit könne man auch schnell die Risikopatienten indentifizieren, die vermutlich einen schweren Krankheitsverlauf entwickeln. Einschränkend muss erwähnt werden, dass der Rechner anhand einer niedrigen Zahl schwerer Verläufe erstellt wurde. Der Kalkulator könnte sich dennoch als ergänzende Orientierungshilfe für Ärzte eignen.
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