Noch ist unklar, wie lange ein Mensch nach einer durchgestandenen SARS-CoV-2-Infektion Antikörper entwickelt und ob diese ihn immun gegen das Virus machen. Mediziner vom Mount Sinai Hospital in New York gehen diesen Fragen derzeit nach und haben nun erste Ergebnisse veröffentlicht.
In ihrer Studie untersuchten sie insgesamt 1.343 Personen mit bestätigter (624) oder vermuteter (719) SARS-CoV-2-Infektion. Mittels RT-PCR testeten sie die Probanden auf das Vorhandensein viraler RNA und mithilfe von Antikörpertests (ELISA-Assay) suchten sie nach Anti-SARS-CoV-2-Spike-Antikörpern.
Bei über 99 % der 624 Patienten, bei denen eine SARS-CoV-2-Infektion im Vorfeld bestätigt worden war, konnten auch hohe IgG-Antikörper nachgewiesen werden. So lagen die Antikörper-Titer bei 511 der 624 Personen in einem ersten Testdurchlauf bei mindestens 1 : 320. Bei 42 Personen war der Titer mit 1 : 80 oder 1 : 160 niedrig, die übrigen 71 Probanden hatten noch niedrigere Titer oder es konnten gar keine Antikörper gegen SARS-CoV-2 nachgewiesen werden. Bei späteren Nachuntersuchungen konnten bei allen bis auf drei Personen Antikörper nachgewiesen werden. Die Autoren mutmaßen, dass bei diesen drei Probanden möglicherweise gar keine Infektion vorlag. Denn die Patienten selbst hatten zuvor die Angaben gemacht, dass ein Test bei ihnen positiv ausgefallen war. Das Ergebnis lag den Medizinern nicht vor. Die Angabe muss also nicht unbedingt stimmen.
Daneben untersuchten die Mediziner 719 Probanden, die zuvor noch nicht mittels PCR auf eine Infektion untersucht worden waren. Sie hatten sich gemeldet, weil aufgrund von Symptomen eine Erkrankung vermutet worden war oder sie direkten Kontakt zu einem Infizierten hatten. In dieser Gruppe wies nur jeder Dritte Antikörper gegen SARS-CoV-2 auf (35 %). Vermutlich hatten diese Personen eine andere respiratorische Erkrankung durchgemacht oder hatten sich bei einem Kontakt zu einem Inifzierten nicht angesteckt.
Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass IgG-Antikörper über einen Zeitraum von 7 bis 50 Tagen nach Symptombeginn und 5 bis 49 Tagen nach Symptomende nachweisbar sind. Die höchsten Antikörpermengen können im Schnitt 24 Tage ab Symptombeginn und 15 Tagen ab Symptomende gemessen werden. Wissenschaftler vom Science Media Center kommentieren: „Dies legt nahe, dass der optimale Zeitpunkt für Antikörpertests bei drei bis vier Wochen nach Beginn der Symptome beziehungsweise zwei Wochen nach Symptomende liegt.“
Die Autoren fanden in Ihrer Studie keine Hinweise auf eine Abnahme des IgG-Antikörpertiters bei wiederholter Probenentnahme. Die Autoren vermuten, dass die Personen somit eine Schutzwirkung gegen eine erneute Infektion aufgebaut haben. Ein Beweis ist diese Studie dafür allerdings nicht. Auch wie lange diese protektive Wirkung möglicherweise anhält, ist nach wie vor unklar.
„Es widerspräche allen Erfahrungen mit Infektionserkrankungen, wenn sich eine solche Immunität nach durchgemachter Erkrankung oder Impfung nicht entwickeln würde“, sagt Bundesärztekammerpräsident Klaus Reinhardt in der aktuellen Debatte über eine mögliche Immunität nach einer Infektion mit dem Coronavirus.
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