Aufgrund der Corona-Pandemie wurden planbare invasive Eingriffe verschoben. Dadurch ergibt sich eine Warteliste, die es in sich hat.
Am 12. März 2020 entschieden das Bundeskabinett und die Ministerpräsidenten aller Bundesländer, dass die deutschen Krankenhäuser keine planbaren Aufnahmen, Operationen und Eingriffe – soweit dies medizinisch vertretbar sei – ab dem 16. März durchführen sollten. Jetzt soll sich das schrittweise ändern. Was bedeutet das in Zahlen?
2018 wurden in Deutschland 16.974.415 Operationen durchgeführt. Geschätzt ergeben sich somit rund 8,5 Mio. durchgeführte planbare (elektive) Operationen im Jahr 2018. Das entspricht einer durchschnittlichen Zahl von 33.865 elektiven Operation (bei 251 Arbeitstagen) pro Tag. Hierbei handelte es sich beispielsweise um Operationen aus den Bereichen der Kardiologie, der Gallengänge, des Hüft- und des Kniegelenks sowie Versorgungen der Wirbelsäule, Leistenbrüche, Metallentfernungen, Füße, Krampfadern, Gebärmutter. Unberücksichtigt sind an dieser Stelle geplante Tumor-Operationen, die aufgrund des bestehenden hohen Corona-Infektionsrisikos unter Berücksichtigung der individuellen Konstellation ohnehin verschoben wurden.
Dies bedeutet für mehr als 1,6 Mio. Patienten (bis zum 04.05.2020) mit planbaren invasiven Behandlungsmaßnahmen eine Verschiebung ihrer Therapien, die mit ihren behandelnden Ärzten abgestimmt war. Eine notwendige Maßnahme unter den bekannten Corona-Rahmenbedingungen.
Im Hinblick auf die vom RKI am 27. April veröffentlichten Kennzahlen (zum einen der Corona-Infektions-Reproduktions-Faktor r = 1,0, zum anderen die Zahl der freien Intensivbetten in Deutschland: 12.789) kann aktuell von einer tendenziell zu bewältigenden Corona-Situation in deutschen Krankenhäusern ausgegangen werden. Darüber ist in Betracht zu ziehen, dass außerhalb der für die Corona-Patienten erforderlichen medizinischen Abteilungen schätzungsweise 150.000 Krankenhausbetten derzeit nicht belegt sind.
Prof. Dr. Rainer Riedel: „Patienten müssen jetzt das während der letzten Wochen entwickelte Angstgefühl vor möglichen Corona-Infektionen verlieren, um sich so unseren Kliniken bei den notwendigen Operationen anvertrauen zu können, da ja unsere Hygienerichtlinien in dieser Zeit auf einem besonders hohen Niveau sind. Auf diese Weise würde man unsere Krankenhäuser in die Lage versetzen, schrittweise ihren bewährten Versorgungsauftrag in der Patienten-Regel-Versorgung – bei einer gleichzeitigen vorgehaltenen Corona-Patienten-Bettenreserve – wieder aufzunehmen. Selbst bei einer schrittweisen Wiederaufnahme der Krankenhaus-Regelversorgung ab dem 4.05.2020 werden mehr als 1,6 Mio. Patienten mit elektiven Therapie-Maßnahmen über Monate auf OP-Warte-Listen unserer Krankenhäuser stehen. Wir schieben somit langsam eine Bugwelle von planbaren Operationen vor uns her.“
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Rheinische Fachhochschule Köln.
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