Zum ersten mal gelang es Wissenschaftlern, bei Affen eine schützende Wirkung vor SARS-CoV-2 durch einen neu entwickelten Impfstoff zu erzielen.
Chinesische Forscher des Unternehmens Sinovac Biotech verwendeten für die Entwicklung der Impfung eine relativ altmodische Formulierung – eine chemisch inaktivierte Version des Virus. Der Impfstoff wurde an infizierten Rhesusaffen erfolgreich getestet, ohne dass Nebenwirkungen auftraten. Am 16. April begann in China die erste Phase-I-Studie mit dem Impfstoff am Menschen.
Im Labor erhielten 8 Rhesusaffen die Impfung in zwei unterschiedlichen Dosierungen (3 μg und 6 μg), Tiere der Kontrollgruppe erhielten entweder ein Placebo oder nur das Adjuvans. An Tag 22 fand die Infektion aller Versuchstiere mit SARS-CoV-2 statt, bei der das Virus über die Luftröhre in die Lungen aller Affen eingebracht wurde. Die vier Kontroll-Tiere entwickelten eine COVID-19-ähnliche Pneumonie und erhebliche Konzentrationen viraler RNA ließen sich bei ihnen in Abstrichen aus Pharynx, Anus und Lunge nachweisen.
Im Gegensatz hierzu zeigten die geimpften Tiere lediglich kleine histopathologische Veränderungen der Lunge, welche die Forscher auf das direkte Einbringen einer großen Viruslast in die Lunge zurückführen. Bei keinem der Tiere mit der hochdosierten Impfung konnte virale RNA an Tag 7 p.i. nachgewiesen werden. Bei der Gruppe mit der niedrigeren Impfdosis war die Viruslast im vergleich zur Kontroll-Gruppe um 95% reduziert. „Die Ergebnisse lassen uns sehr optimistisch sein, dass die Impfung auch im Menschen wirken“, wird Meng Weining, Sinovacs Leiter der Abteilung für overseas regulatory affairs bei ScienceMag zitiert.
Die gereinigte, inaktivierte Vakzine konnte im Labor SARS-CoV-2-spezifische neutralisierende Antikörper in Mäusen, Ratten und Rhesusaffen induzieren. Die produzierten Antikörper wurden von den Forschern anschließend auch in vitro bezüglich ihrer neutralisierenden Wirkung auf verschiedene SARS-CoV-2-Stämme untersucht. Getestet wurden 10 repräsentative Stämme, isoliert aus COVID-19-Patienten aus China, Italien, der Schweiz, Spanien und Großbritannien. Die erfolgreiche Neutralisation aller 10 Stämme untermauert die bisherige Annahme, dass SARS-CoV-2 nicht sehr mutationsfreudig ist und macht Hoffnung, dass in nächster Zeit nicht mit Resistenzen gegen eine entwickelte Impfung zu rechnen ist.
Kritikpunkte an Studien wie dieser, sind unter anderem die geringe Anzahl an Versuchstieren oder die Art und Weise, wie die Virus-Stämme von Qiang Gao und seinen Kollegen aufbereitet wurden. Die anschließenden Infektion der Affen mit den Viren könnte sich unter Umständen sehr von der natürlichen Infekton im Menschen unterscheiden. Auch das Tiermodell mit Rhesusaffen ist noch umstritten, da die Tiere nach einer Infektion lediglich „COVID-19-ähnliche Symptome“ zeigen. Die Forscher von Sinovac schreiben in ihrer Veröffentlichung: „Es ist noch zu früh um festzustellen, welches Tiermodell am besten für die Erforschung von SARS-CoV-2 geeignet ist“.
Der WHO zufolge sind zum heutigen Zeitpunkt bereits 6 Impfstoffkandidaten in ersten Studien am Menschen getestet worden. Weitere 77 Impfstoffe sind noch in der Entwicklungsphase. Sinovac strebt an, bereits im Juni erste Ergebnisse einer Phase-II-Studie mit mehr als 1000 Probanden vorweisen zu können.
Bildquelle: Pradeep717, Wikimedia Commons