Je nachdem, an welcher Körperstelle der Blutdruck gemessen wird, kann er deutlich abweichen – dies legt eine kleine Studie eines US-amerikanischen Ärzteteams nahe.
Beim Hausarzt und im Krankenhaus wird der Blutdruck normalerweise am Oberarm gemessen. Auf Intensivstationen tragen Patienten entweder eine Blutdruckmanschette am Oberarm oder sie haben einen arteriellen Zugang am Arm oder in der Leiste. Der Blutdruck liefert weitreichende Informationen über den Gesundheitszustand eines Patienten und ist nicht selten ausschlaggebend für umfassende Behandlungsmaßnahmen. Auf dieses Werkzeug sollten sich Ärzte also verlassen können, doch genau diese Zuverlässigkeit der Messung stellen Ärzte der neurologischen Intensivstation der University of Texas Southwestern nun infrage.
Zur Überprüfung erhoben sie Daten von 82 Patienten mit einer neurologischen Diagnose wie beispielsweise einem Schlaganfall, Subarachnoidalblutungen oder Gehirntumoren über einen Zeitraum von vier Monaten. Insbesondere bei neurologischen Patienten ist die Überwachung des Blutdrucks entscheidend, da hiervon die Perfusion des Gehirns abhängt.
Eine Frage der Messstelle
Doch ist die Blutdruckmessung wirklich unabhängig vom Ort? Um diese Hypothese zu testen, führten die Ärzte nahezu gleichzeitig Blutdruckmessungen per Manschette an vier verschiedenen Stellen durch: beidseits am Handgelenk und beidseits am Oberarm. Sofern verfügbar, wurden auch die Daten einer invasiven Blutdruckmessung erhoben. Beim systolischen Blutdruck betrug die Differenz zwischen rechtem und linkem Oberarm im Mittel 7.87 +/− 7.23 mmHg. Die größte mittlere Differenz der systolischen Drücke konnte mit einem Wert von 13.10 +/− 10.19 mmHg zwischen dem linken Handgelenk und dem rechten Oberarm gemessen werden, wobei hier teilweise sogar eine Differenz von bis zu 57mmHg erreicht wurde. Die durchschnittliche Differenz des diastolischen Blutdrucks zwischen den Oberarmen war mit Werten von 6.33 +/− 5.58 mmHg niedriger als die des systolischen Blutdrucks. Die größte mittlere diastolische Differenz konnte hier ebenfalls zwischen dem linken Handgelenk und dem rechten Oberarm gemessen werden. Beim mittleren arteriellen Blutdruck betrugt die durchschnittliche Differenz zwischen den Oberarmen 6.23 +/− 5.80 mmHg.
Konsequenzen für die Praxis?
Obwohl es sich um eine äußerst kleine Studie handelt, liegt also die Vermutung nahe, dass die Blutdruckwerte abhängig vom Ort der Messung sind. Eine abschließende Empfehlung, welche Stelle zu bevorzugen ist, kann aus diesen Ergebnissen allerdings nicht abgeleitet werden. Daher wären im nächsten Schritt nun größer angelegte Studien zu den unterschiedlichen Messstellen und -methoden notwendig, um daraus mögliche Konsequenzen für den klinischen Alltag zu ziehen.
Studie: © Siaron et al. / Scientific Reports
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