Das DIVI-Intensivregister zählt derzeit 30.000 Intensivbetten in Deutschland. Nachdem seit drei Tagen eine Meldepflicht gilt, können sich Ärzte nun informieren, wie es etwa in der Nachbarklinik oder in Gesamtdeutschland aussieht.
„Wir haben endlich eine verlässliche Übersicht über alle Intensivkapazitäten in Deutschland erreicht“, berichtet Prof. Uwe Janssens, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI). „Stand heute stehen in Deutschland mindestens 30.058 Intensivbetten, 17.393 davon sind belegt und 12.665 frei. Das ist fantastisch!“
Dieses Wissen verschaffe Medizinern und Politikern eine kleine Atempause – nicht zu verwechseln mit falscher Euphorie. „Wir sind noch lange nicht über den Berg“, so Janssens.
Seit drei Tagen gilt die Meldepflicht für alle deutschen Kliniken mit Intensivbetten. So melden mehr als 95 Prozent jetzt ihre freien und belegten Intensivbetten täglich an das DIVI-Intensivregister. Die 100-Prozent-Abdeckung erwarten Janssens und das Team von DIVI und Robert-Koch-Institut in der kommenden Woche.
Besonders interessant ist für das medizinische Personal auch die Frage: Wie sieht es in meiner Region, vor meiner Haustür und um mich herum aus? Deshalb spielt die Darstellung der Situation für die Umgebung jedes einzelnen Krankenhauses eine wichtige Rolle.
Worauf man sich einstellen müsse, sei eine essenzielle Frage in der Pandemiesituation, so Janssens. „Was bei mir, in meiner Klinik gerade passiert, kann ich überblicken – aber ich muss auch ein Auge darauf haben, was bei meinen Nachbarn und darüber hinaus los ist. Schicken die mir in wenigen Stunden gleich mehrere schwere Fälle? Oder ist es dort eher ruhig?“
Dass diese Frage ohne die Eingabe von Passwörtern und Benutzernamen beantwortet werden kann, war den Entwicklern des DIVI-Intensivregisters von Anfang an wichtig. So zeigt jetzt eine von drei veröffentlichten Deutschlandkarten auf Kreisebene die COVID-19-Fälle pro Intensivbett. Fährt man mit der Maus über die Karte, wird der Name des Landkreises, der prozentuale Anteil sowie die konkrete Zahl der behandelten COVID-19-Fälle auf der Intensivstation angezeigt. Zuletzt ist die Gesamtzahl der verfügbaren Intensivbetten im Kreis dargestellt.
Der Blick auf die Deutschlandkarte verdeutlicht jetzt auch ein Nord-Süd- sowie ein Ost-West-Gefälle: Prozentual werden die meisten Coronapatienten in Süddeutschland und im Westen der Republik intensivmedizinisch versorgt. Im Nordosten ist die Lage noch verhältnismäßig entspannt.
Zur Übersicht geht es hier: www.intensivregister.de
Text basiert auf einer Pressemitteilung der Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V.
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