Obwohl Kinder grundsätzlich nicht als Risikogruppe für schwere Verläufe einer Infektion mit SARS-CoV-2 gelten, sollte man auf ihre medizinische Versorgung eingestellt sein. Zu dem Schluss kommen Autoren einer US-amerikanischen Studie, die jetzt im Fachmagazin Journal of Public Health Management and Practice erschienen ist.
Laut der Studie kommen auf jedes Kind, das eine intensivmedizinische Behandlung von COVID-19 benötigt, 2.381 infizierte Kinder. Forscher haben diese Zahlen auf die USA übertragen: Geht man davon aus, dass bis Ende 2020 ein Viertel der US-Bevölkerung mit SARS-CoV-2 infiziert ist, wären 50.000 Kinder mit schweren Verläufen im Krankenhaus. 5.400 von ihnen wären schwerstkrank und müssten beatmet werden.
Die Autoren gehen außerdem von einer hohen Dunkelziffer infizierter Kinder aus. Daraus könnte sich ein vermeintlich – und täuschend – niedriger Bedarf an pädiatrischen intensivmedizinischen Ressourcen ergeben. „Kliniken sollten vorbereitet sein und das entsprechende Equipment und Personal haben, um mit einem potenziellen Zustrom junger Patienten umgehen zu können“, so Jason Salemi, Studienautor und Professor für Epidemiologie an der University of South Florida.
Hierzulande scheint die Lage unterdessen noch ruhig zu sein. „Schwere Verläufe und Todesfälle sind im Kindesalter absolute Ausnahmen. In Deutschland wissen wir durch eine große Umfrage von derzeit 65 stationären Aufnahmen von Kindern“, sagt Prof. Johannes Hübner, Leiter der Abteilung für pädiatrische Infektiologie der Klinik und Poliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital am LMU Klinikum München. Es gebe auch bisher keine Hinweise darauf, dass bei Kindern bestimmte Risikogruppen, wie zum Beispiel sehr junge Onkologiepatienten, besonders gefährdet seien.
Die vollständige Pressemitteilung der US-Universität kann man hier nachlesen, die Studie findet ihr hier.
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