In einem Positionspapier sprechen Pneumologen konkrete Empfehlungen für die Beatmungstherapie von COVID-19-Patienten aus. Zudem weisen sie die Kritik an invasiver Beatmung zurück.
Derzeit wird diskutiert, ob schwerkranke COVID-19-Patienten die richtige Beatmungstherapie erhalten. Einige Mediziner kritisierten, dass zu schnell und zu häufig invasiv beatmet würde. Sie warfen die Frage in den Raum, ob die Mortalität möglicherweise mit dieser Behandlungsmethode zusammenhängt (wir berichteten).
Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP) hat jetzt reagiert und ein Positionspapier veröffentlicht. Darin sprechen die Experten auf Grundlage aktueller wissenschaftlicher Literatur konkrete Empfehlungen für die Beatmungstherapie bei COVID-19-Patienten aus. In einer begleitenden Pressekonferenz weisen sie die angesprochene Kritik zurück.
Da sich der Zustand eines COVID-19-Patienten rasch verschlimmern könne, sei ein engmaschiges Monitoring besonders wichtig, heißt es in dem Positionspapier. Die Experten haben die klinischen sowie die laborchemischen Parameter aufgelistet, die wichtig sind, um den Verlauf der respiratorischen Insuffizienz und eines drohenden Organversagens einschätzen zu können. Zusätzlich soll den ärztlichen Kollegen ein Flussdiagramm bei Therapieeskalation helfen, um die richtige Beatmungstechnik auszuwählen.
Mögliche apparative Therapieeskalation bei akuter respiratorischer Insuffizienz infolge COVID-19. Quelle: DGP
Zu den verschiedenen Methoden, die im Papier vorgestellt werden, gehören die Sauerstoffgabe über eine Maske, High-Flow-Sauerstofftherapie, andere nicht-invasive Beatmungstechniken wie CPAP (continuous positive airway pressure) und schließlich Intubation bis hin zu ECMO (extrakorporale Membranoxygenierung).
Auch zum möglicherweise erhöhten Infektionsrisiko des medizinischen Personals bei der Beatmung nehmen die Experten Stellung. Die Sauerstoffgabe über Maske oder Nasensonden führe aber laut der Autoren zu keiner vermehrten Aerosolbildung. Nur bei Nasensonden mit hohen Sauerstoff-Flüssen sei die bei der Ausatmung gebildete Aerosolwolke in ihrer Reichweite größer als unter Spontanatmung. Die endotracheale Intubation, die zu Beginn der invasiven Beatmung steht, sei in der Tat mit einem erhöhten Infektionsrisiko verbunden. Die persönliche Schutzausrüstung des medizinischen Personals sei daher bei der Intubation absolut notwendig.
In einer Pressekonferenz weisen die Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin die Kritik an der invasiven Beatmung zurück. So erklärt Michael Pfeifer, DGP-Präsident und Medizinischer Direktor der Klinik Donaustauf: „Die Beatmung ist nicht die Ursache des Sterbens“. Für andere Lungenerkrankungen sei nachgewiesen, dass eine intensive Form der Beatmung Leben rette.
Torsten Bauer, DGP-Vizepräsident und Chefarzt der Klinik für Pneumologie der Lungenklinik Heckeshorn, Berlin, will zudem mit dem Vorurteil aufräumen, dass zu vorschnell intubiert werde. Er erklärt, dass man nicht „allein aufgrund schlechter Blutgase“ intubiere. Zu dieser Maßnahme greife man erst, wenn die nicht-invasive Beatmung nicht mehr ausreiche, um die Sauerstoffsättigung und Vitalparameter in den Griff zu bekommen.
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