In Südkorea wurden einige genesene COVID-19-Patienten erneut positiv auf SARS-CoV-2 getestet. Forscher wollen nun herausfinden, ob es sich um Reinfektionen, eine Reaktivierung oder schlicht um falsche Testergebnisse handelt.
In Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) analysieren Forscher in Südkorea derzeit spannende Daten. In dem Land gibt es fast 100 Fälle von erneut positiv auf SARS-CoV-2 getesteten Menschen, die zuvor als gesundet gegolten hatten und – mit negativen Testergebnissen – aus der Quarantäne entlassen worden waren.
Die koreanischen Centers for Disease Control and Prevention (KCDC) berichten, dass Wissenschaftler vor Ort besonderen Fokus auf Antikörperbluttests legen. Sung-Il Cho, Professor für Epidemiologie an der Seoul National University Graduate School of Public Health in Südkorea, sagte gegenüber dem Journal BMJ: „Das KCDC versucht nun, Antikörpertests zusätzlich zum PCR-Test zu etablieren. Wir haben einige Fälle beobachtet, in denen Patienten wieder positiv getestet werden.“ Die Frage sei nun: Sind diese erneuten Nachweise auf eine Reinfektion eine Reaktivierung oder lediglich auf testmethodische Aspekte zurückzuführen?
Antikörpertests könnten hier die Antwort liefern. Aus Sicht des Epidemiologen bestehen drei Möglichkeiten:
Ein grundsätzliches Problem ist, dass noch sehr wenig über die Immunantwort auf SARS-CoV-2 bekannt ist. Eine Studie dazu wurde jetzt ohne Peer-Review vorab veröffentlicht. Darin wurden 175 gesundete Patienten, die mit milden Symptomen in einem chinesischen Krankenhaus behandelt wurden, untersucht. NAb wurden zwischen dem 10. und 15. Tag nach Beginn der Krankheit nachgewiesen. Sie blieben auch während des zweiwöchigen Follow-Ups nachweisbar.
Die Autoren betonen außerdem, dass ältere Patienten signifikant höhere NAb-Titer im Plasma und mehr Spike-Rezeptor-bindende Antikörper aufwiesen als junge Patienten. Allerdings sei zu berücksichtigen, dass etwa 30 % aller Patienten keine hohen NAb-Titer nach COVID-19 aufwiesen, obwohl die Krankheitsdauer dieser Personen ähnlich lang war wie die der anderen Patienten. Sollte sich dieses Bild in weiteren Studien bestätigen, muss also die Sensitivität der Tests auf SARS-CoV-2 weiter in den Vordergrund rücken.
Auch Experten aus anderen Ländern konnten bereits erste Schlüsse aus der Studie ziehen. „Die Ergebnisse der Studie sind ziemlich genau das, was man für jegliche Art von respiratorischen Viren erwarten würde; es sieht so aus, als sei an der Immunantwort auf das COVID-19-Virus nichts besonders Auffälliges. Das ist beruhigend“, sagt Eleanor Riley, Professorin für Immunologie und Infektionskrankheiten an der Universität Edinburgh.
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