Die Dominanz einer Gehirnhälfte könnte sich laut einer aktuellen Studie durch das An- und Abschalten bestimmter Gene erklären lassen.
Dieser Prozess, epigenetische Regulation genannt, funktioniert wie ein molekularer Schalter. Forscher fanden zahlreiche epigenetische Unterschiede zwischen den beiden Hemisphären gesunder Gehirne. Diese sind auf Variationen der Genaktivität zurückzuführen. So zeigen Neuronen des menschlichen präfrontalen Kortex hemisphärische Unterschiede in der DNA-Methylierung auf.
Die Gehirnasymmetrie könnte eine Seite des Gehirns anfälliger für neurologische Erkrankungen machen und somit erklären, warum beispielsweise die Parkinson-Krankheit häufig zuerst eine Seite des Körpers betrifft. Epigenetische Anomalien könnten die eine Hemisphäre anfälliger für die Prozesse machen, die das Absterben von Gehirnzellen bedingen. Diese links- oder rechtsseitigen Unterschiede im Zelltod können dann wiederum dazu führen, dass sich Symptome wie ein Tremor zuerst auf der einen Körperseite zeigen. Auch bei Fortschreiten der Krankheit zeigen sich die Symptome häufig stärker auf einer Seite.
Die Studienleiterin erwähnt zudem, dass Menschen, deren Hemisphären schon früh im Leben ähnlicher sind, ein schnelleres Fortschreiten der Krankheit erleben. Zwar werden sich die Hemisphären bei den meisten Personen im Laufe des Lebens epigenetisch ähnlicher, doch weisen Menschen, die zuvor markantere Unterschiede zwischen der rechten und linken Seite zeigten, ein langsameres Voranschreiten der Erkrankung auf.
„Viele dieser Veränderungen sind um Gene herum angesiedelt, von denen bekannt ist, dass sie sich auf das Parkinson-Risiko auswirken. Es besteht ein enormes Potenzial, diese Erkenntnisse in neue therapeutische Strategien umzusetzen“, so die Studienleiterin. Auch soll das Phänomen bei anderen neurologischen Krankheiten wie Alzheimer untersucht werden.
Studie: Peipei Li et al., Genome Biology
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