Stammzellforscher haben in den Lungen von Patienten, die an der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) leiden, verschiedene abnorme Stammzellen gefunden.
COPD ist eine fortschreitende und bislang nicht heilbare Lungenkrankheit. Sie gehört zu den häufigsten Krankheiten weltweit und äußert sich durch Husten, Atemnot und Auswurf aufgrund von entzündeten und dauerhaft verengten Atemwegen.
Die Forscher stellten fest, dass drei Zellvarianten die Schlüsselmerkmale der Krankheit zu steuern scheinen und den Großteil der Lungenstammzellen ausmachen. Eine produziert enorme Mengen an Schleimstoffen, die die kleinen Atemwege blockieren, während die beiden anderen Fibrose und Entzündung antreiben, die zusammen die Funktion der Lunge verschlechtern. Dies entdeckten sie durch Einzelzellklonen der Stammzellen, die sie aus der Lungenflüssigkeit bei Bronchoskopien gewannen.
Zuvor entdeckten sie durch das Klonen bereits, dass verschiedene Teile der Atemwege zwar verwandte, aber doch unterschiedliche Stammzellen aufweisen. So entstehen in der tiefen Lunge die distalen Schläuche und die Lungenbläschen aus den Stammzellen der distalen Atemwege. Der Forschung des Teams zufolge sind dies die Stammzellen, die es Lungen ermöglichen, sich zu regenerieren. In COPD-Lungen dominieren jedoch drei ungewöhnliche Lungenstammzellvarianten, die metaplastische Läsionen bilden. Zwar war bekannt, dass diese in COPD-Lungen vorkommen, doch wurden sie bisher vor allem als Nebeneffekt betrachtet.
Nun zeigte sich jedoch, dass sie unmittelbar mit der Pathologie verknüpft sind und nicht nur die Läsionen, sondern auch die Hauptsymptome wie die Schleimabsonderung, die Fibrose und die chronische Entzündung bedingen. Weil diese Zellvarianten nun bekannt sind, gleicht das Team Datenbanken voll medikamentenähnlicher Moleküle ab, um potenzielle Therapeutika zu entdecken. „Da wir jetzt die spezifischen Zellen kennen, die für die COPD-Pathologie verantwortlich sind, können wir sie, ähnlich wie bei Krebs, mit spezifischen Medikamenten angreifen, die sie selektiv abtöten und es den normalen Zellen überlassen, normales Lungengewebe zu regenerieren“, so die Studienleiterin.
Quellen: Wei Rao et al., Cell / Laurie Fickman / University of Houston
Bildquelle: Mikael Häggström, M.D., Wikimedia Commons