Für COPD-Patienten ist das Risiko eines schweren Verlaufs von COVID-19 deutlich erhöht. Das zeigen jetzt zwei Meta-Analysen.
Chinesische Wissenschaftler haben eine Meta-Analyse über den Einfluss von Komorbiditäten auf die Prognose von COVID-19 veröffentlicht. In ihre von Fachkollegen begutachtete Analyse (Peer Review) schlossen sie sechs Studien ein, in denen verschiedene Erkrankungen untersucht wurden: Hypertonie, Diabetes, COPD, Leber- und Nierenerkrankungen, Krebs, kardiovaskuläre sowie zerebrovaskuläre Erkrankungen.
Leber- und Nierenerkrankungen sowie Krebserkrankungen beeinflussen die COVID-19-Prognose scheinbar nicht. Die Chance eines schweren Verlaufs ist jedoch bei den folgenden Erkrankungen teilweise stark erhöht:
Besonders verheerend scheint der Einfluss der Lungenkrankheit COPD zu sein. Die Chance einer Progression von COVID-19 ist unter COPD-Patienten fast 6-mal so hoch wie unter Patienten, die nicht an COPD leiden. Insgesamt wurden 1.558 COVID-19-Patienten mit COPD in die Analysen einbezogen. Einschränkend muss erwähnt werden, dass die Autoren nicht zwischen den Schweregraden oder Stadien der Komorbiditäten unterscheiden.
"Das Wissen um diese Faktoren kann die COVID-19-Patienten mit höherem Risiko besser definieren und somit einen gezielteren und spezifischeren Ansatz zur Verhinderung dieser Todesfälle ermöglichen", erklären die Autoren.
Eine britische Meta-Analyse, die noch keiner Peer Review unterzogen wurde, bestätigt die Befunde zu COPD. Die Lungenerkrankung war die stärkste prädiktive Komorbidität für die Schwere von COVID-19 (OR 6,42), gefolgt von kardiovaskulären Erkrankungen (OR 4,4) und Hypertonie (OR 3,7).
Die mit Abstand häufigste Ursache von COPD ist das Zigarettenrauchen. Hier wird durch eingeatmete Partikel des Zigarettenrauchs eine Entzündungsreaktion in den Atemwegen ausgelöst. Doch die Ursache für die hohe Korrelation von COPD und COVID-19-Progression ist vermutlich nicht nur die Tatsache, dass die Lunge von COPD-Patienten vorgschädigt und damit krankheitsanfälliger ist.
Kanadische Forscher berichten, dass das Lungenepithel von COPD-Patienten und Rauchern eine erhöhte Expression von ACE2 aufweist. Dazu erklären die Autoren: „Während die Hochregulation von ACE2 nützlich sein kann, um den Wirt vor akuten Lungenverletzungen zu schützen, kann dies chronisch zu einem erhöhten Risiko von Coronavirus-Infektionen führen, da das Virus diesen Rezeptor benutzt, um in Epithelzellen einzudringen.“
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