Ivermectin könnte sich im Off-label-Use als wirksame Waffe gegen SARS-CoV-2 entpuppen. Australische Wissenschaftler legen dazu jetzt eine Studie vor. Ein Manko: Bisher gibt es nur In-vitro-Versuche. Die aber sind beeindruckend.
Australische Wissenschaftler haben jetzt einen bekannten Wirkstoff getestet, der in ersten Versuchen innerhalb kurzer Zeit dem neuartigen Coronavirus den Garaus macht: Ivermectin.
Die aktuelle Studie der Universität Monash und des Peter Doherty Institute of Infection and Immunity zeigt, dass der Wirkstoff in vitro ein Inhibitor des COVID-19-verursachenden Virus ist. Ivermectin schaffte es, die RNA von SARS-CoV-2 innerhalb von nur 24 Stunden um 93 Prozent und in 48 Stunden um 99,8 Prozent zu reduzieren.
Ivermectin ist ein Arzneistoff aus der Klasse der Antiparasitika, der chemisch zu den Avermectinen zählt. Das sind von Pilzen (in diesem Fall von Streptomyces avermitili) produzierte Neurotoxine. Es handelt sich um ein Gemisch mehrerer Komponenten und kann sowohl peroral als auch topisch eingesetzt werden.
Ivermectin wird für die Behandlung von Menschen und Großtieren bei parasitären Onchozerkose-Infestationen, lymphatischen Filariosen und Loiasis sowie bei Strongyloidiasis, kutaner Larva migrans und Skabies eingesetzt. Aufgrund der im Tierversuch beobachteten teratogenen und embryotoxischen Wirkung bei der Verabreichung hoher Dosen existiert eine strenge Indikationsstellung beim Vorliegen einer Schwangerschaft.
Seit dem 1. Mai 2016 steht Ivermectin in Deutschland in Tablettenform zur Behandlung von Krätzmilbenbefall zur Verfügung, ein Einsatz gegen Viren wäre ein Off-Label-Use. Positiv ist, dass es sich um einen zugelassenen Wirkstoff handelt, der auch auf der WHO-Liste für unentbehrliche Medikamente steht. Daher wäre Ivermectin im Fall, dass es sich tatsächlich als wirksam gegen SARS-CoV-2 erweist, überall schnell verfügbar.
Als Einnahmeempfehlung zur Behandlung von Skabies wird eine einmalige orale Gabe von 200 µg Ivermectin pro Kilogramm Körpergewicht empfohlen. Die für die Behandlung von COVID-19-Patienten geeignete Dosis muss jetzt noch gefunden werden, teilte die korrespondierende Autorin des australischen Forscherteams Kylie M. Wagstaff mit.
Dass Ivermectin dazu in der Lage ist, in vitro die Replikation von Viren zu verhindern, ist indes nicht neu. Es gab bereits Studien zu Bovinen Herpesviren, Dengue und Zika sowie HIV und Influenza, die vielversprechend waren.
Da bisher nur Ergebnisse von In-vitro-Versuchen vorliegen, empfehlen die Autoren, Ivermectin auf einen möglichen Einsatz bei COVID-19 weiter zu untersuchen.
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