Was soll man tun? Wie soll man sich jetzt verhalten? Mit welchen Restriktionen muss man leben?
Keine Panik!
Nicht umsonst stehen diese Worte schon auf dem Cover von Douglas Adams’ fiktiven Reiseführer »Per Anhalter durch die Galaxis«. Arthur C. Clarke bezeichnete dies einmal als den bedeutsamsten Ratschlag, der jemals der Menschheit erteilt wurde. Wenn mich jemand nach der wichtigsten Regel zur Bewältigung der Covid-19-Pandemie fragen sollte, wären es diese beiden Worte: Keine Panik!
Es gibt nämlich keinen Grund zur Beunruhigung. Das Risiko, dass sich jemand in Ihrem unmittelbaren Umfeld bereits mit dem Coronavirus infiziert hat, ist verschwindend klein, auch wenn Sie sich – statistisch gesehen – wahrscheinlich irgendwann anstecken werden. Aber das ist kein Problem, denn voraussichtlich werden Sie es kaum bemerken, weil Sie zu sehr damit beschäftigt sein werden, künstlich beatmet auf der Intensivstation zu liegen, falls Sie unvorsichtig waren und grundlegende Hygieneregeln missachtet haben.
Dazu gehört:
Waschen Sie sich die Hände!
Ich weiß, ich habe geschrieben, die wichtigste Verhaltensregel sei, keine Panik aufkommen zu lassen, aber ich möchte diese Aussage an dieser Stelle doch ergänzen. Also: Keine Panik und wascht eure Hände. Als Sauberkeit liebender Mensch macht man das sowieso schon und ist von daher auf der sicheren Seite. So fünf- bis sechsmal am Tag sollten ausreichen. Vorausgesetzt, man möchte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit erkranken.
Daher:
Waschen Sie häufig Ihre Hände!
Das ist die Regel: Keine Panik und wascht oft eure Hände. Mindestens einmal pro Stunde mit einer desinfizierenden Seife. Besser noch alle halbe Stunde oder – noch sicherer – ungefähr zweihundertmal am Tag. Machen Sie es gründlich, jeweils 30 Sekunden lang und unter Einbeziehung der Daumen und der Handrücken. Stellen Sie sich einfach vor, Sie litten an einem Waschzwang.
Okay, die Haut wird in Folge ein wenig darunter leiden. Vielleicht werden die Hände trocken, spröde, rissig und rau. Aber was macht das schon? Sollten Sie die Hände weniger oft waschen, ist das Risiko extrem hoch, dass Sie den aggressivsten und tödlichsten Virusstamm erwischen, der im Umlauf ist. Möglicherweise jucken, schmerzen oder bluten ein paar mechanisch und chemisch induzierte Ekzeme, was vielleicht unschön aussieht, doch immer noch besser ist, als zu sterben. Außerdem sieht es sowieso niemand, denn
Sie sollten zu Hause bleiben!
Matthieu Persan: »Restez à la maison« (2020)
Das wäre also die wichtigste Regel: Keine Panik, wascht oft eure Hände und bleibt zu Hause. Selbst wenn dann jemand in Ihrem Bekanntenkreis sich mit SARS-CoV-2 anstecken sollte, was sehr gut möglich ist, kann sie oder er Sie nicht auch noch infizieren. Man sollte sein Haus oder seine Wohnung unter gar keinen Umständen verlassen, am besten bis die Pandemie überstanden ist. Also nur für einen durchaus überschaubaren Zeitraum, nämlich so bis Ende April, Mai, Juni oder höchstens Dezember – diesen Jahres, hoffe ich. Das klingt vielleicht aufwendig und belastend, ist es aber letztlich nicht wirklich. Denken Sie an all das Geld, das Sie sparen werden, weil Sie nicht sinnlos shoppen oder ins ____________ (wahlweise einzusetzen: Kino/Theater/Konzert/Fußballstadion etc.) gehen, um nur zwei Möglichkeiten zu nennen, bei denen man mit dem Virus in Kontakt kommen könnte. Bedenken Sie auch, dass weniger Spritkosten anfallen, wenn Sie derzeit seltener mit dem Auto fahren müssen. Das ist Geld, das Sie viel sinnvoller investieren können, beispielsweise in Toilettenpapier oder die vom vielen Händewaschen stark erhöhte Wasserrechnung.
Sie fragen, wie wenig Panik man haben sollte? Ganz einfach: so wenig, dass man keinen Mundschutz tragen muss. Halten Sie sich das vor Augen: Man kann tatsächlich gefahrlos herumlaufen, ohne eine FFP2-Maske anzuhaben. Das sieht sowieso dämlich aus und bringt absolut nichts. Zumindest nicht in der eigenen Wohnung. Nur wenn man diese doch einmal aus dringenden, unverschiebbaren Gründen verlassen muss, käme es einem Selbstmord nahe, keine zu nutzen. Hier gilt dann:
Tragen Sie einen Mundschutz!
Immer und überall. (Und am besten auch noch Einweggummihandschuhe.) Die Regel lautet daher: Keine Panik, wascht oft eure Hände, bleibt zu Hause und tragt einen Mundschutz. Kann man sich doch leicht merken. Dann gibt es auch keinen Grund zur Panik. Eine leichte Beunruhigung zu verspüren, ist hingegen okay. Völlig normal in dieser ungewöhnlichen Situation einer globalen Krise, in der der nächste Massenausbruch der gefährlichen Krankheit höchst wahrscheinlich gleich nebenan passieren wird. Aber man sollte nicht übertreiben. Schließlich ist Stress neben ungesunder Lebensweise einer der Hauptauslöser von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Und Sie wollen doch momentan keinen Herzinfarkt erleiden und ins Krankenhaus müssen, dorthin wo jetzt all die schwer Coronakranken sind. Da könnten Sie sich ja gleich einen Strick nehmen und erschießen. Mit normaler Reaktion meine ich also absolut fatal.
Da hilft auch nicht, dass Schutzmasken derzeit schwer zu bekommen und, sofern man noch welche kaufen kann, unverschämt teuer sind. Hätten Sie halt rechtzeitig vorsorgen müssen. Noch vor wenigen Wochen waren dies massenhaft produzierte Pfennigsartikel. Bei Engpässen wenden Sie sich zu Wucherpreisen an Ihren Apotheker. Oder an das nächste Do-it-yourself-Video auf YouTube: Durch so eine selbst genähte Maske aus fünf Lagen Jeansstoff kommt kein Virus durch. Zugegeben, auch kein Sauerstoff mehr, aber sicher ist sicher. Notfalls trägt man die Maske unterhalb der Nase, heißt ja schließlich auch Mund- und nicht Mund-und-Nasenschutz. Prominente Politiker machen es vor. Außerdem haben Sie ja schon jede Menge Geld gespart (siehe oben).
Seien Sie kreativ.
Pestarzt im Mittelalter
Ein paar kleine, unbedeutende, aber effektive Änderungen in Ihrer Lebensweise – Hände waschen, Isolation, Mundschutz, Latexhandschuhe – und man kann beruhigt in die Zukunft schauen. Vermeiden Sie einfach jegliche Berührung von allen potentiell kontaminierten Oberflächen wie Türklinken, Einkaufswagen, Discounter-Produkten oder der Erdatmosphäre, die höchst wahrscheinlich Viruskontakt hatten. Es kann einem nichts passieren, solange man beachtet:
Nicht ins Gesicht fassen!
Und zwar unter gar keinen Umständen. Denn das ist der wahrscheinlichste Übertragungsweg. Bedenken Sie, Ihr Gesicht ist der gefährlichste Ort der Welt. Es bedarf daher noch einer kleinen Erweiterung unserer einfach auswendig zu lernenden Regel: Keine Panik, wascht oft eure Hände, bleibt zu Hause, tragt einen Mundschutz und fasst euch nicht ins Gesicht. Zugegeben nicht immer leicht, aber es geht. Man kann lernen, das infernalische Jucken der Nasenspitze zu ignorieren. Nicht zu kratzen, ist dann fast wie Meditation, eine Zen-Übung.
Wichtig dabei ist, dass auch der Mund zum Gesicht gehört. Sollte jetzt jemand fragen, ob man sich unter diesen Umständen noch gefahrlos die Zähne putzen kann, vorausgesetzt man hat sich vorher die Hände gründlich gewaschen, chirurgisch desinfiziert, sterile OP-Handschuhe übergezogen, eine fabrikneue Zahnbürste verwendet und anschließend die Mundhöhle mehrfach mit Chlorhexidin-Lösung ausgespült, so würde ich antworten: Selbstverständlich geht das. Zumindest, sofern man Todessehnsucht verspürt.
Das sind doch gute Neuigkeiten: Sie haben eine bis zu 50%ige Chance, den nächsten Tag zu überleben. Schließlich liegt die Inkubationszeit bei etwa zwei Wochen. Und die können in Quarantäne ziemlich lang erscheinen. Unter Ehepartnern steigt in dieser Situation die Mortalität mitunter auf die Hälfte an. Das ist normal und kein Anlass zur Sorge. Menschen, die auf engstem Raum zusammen eingesperrt sind, entwickeln ein gewisses Aggressionspotential. Aber nur wer in dieser Zeit beginnt, seine WC-Ente® mit Brotresten zu füttern, sollte sich Gedanken um seine psychische Gesundheit machen.
Aber nicht nur vor solchen Leuten sollten Sie
Abstand halten.
Nun kann es natürlich vorkommen, dass einem jemand, obwohl er ja mindestens 1,5 bis 2 Meter Abstand halten soll (je weiter, umso besser!), bewusst oder unbewusst die Hand schüttelt und heutzutage dadurch in Lebensgefahr bringt. In so einem Fall ist es angemessen, diese Person als »Arschloch«, »Monster«, »Mörder« oder »Sozialterroristen« zu beschimpfen, bevor man sich möglichst schnell die Hände wäscht, noch ein zweites Mal wäscht, desinfiziert und ein Stoßgebet an seinen zuständigen Gott schickt, welcher auch immer das im Einzelfall ist. Anschließend sollte man alles, was man angefasst hat, ebenfalls gründlich desinfizieren und die Kleidung, die man getragen hat, verbrennen. Aber vor allem sollte man keine Panik bekommen. Lassen Sie es geschehen. So etwas passiert eben. Atmen Sie (mit Maske risikofrei) tief durch!
Entspannen Sie sich! Entspannung ist wichtig in der momentanen Situation, beispielsweise durch Binge-Watching. Streamen Sie alle Folgen aller Staffeln der Simpsons am Stück, bis Ihre Kinder fragen, ob sie endlich aufhören dürfen, Zeichentrickserien zu gucken. Ein Satz, den Sie so nie erwartet hätten, jemals zu hören. Allein dafür hat es sich gelohnt.
Wie war jetzt die endgültige Regel nochmal? Ach ja: Keine Panik, wascht oft eure Hände, bleibt zu Hause, tragt einen Mundschutz, fasst euch nicht ins Gesicht und haltet Abstand. Einleuchtend, leicht zu merken und noch leichter einzuhalten. Was macht schon ein bisschen Vereinsamung?
Albrecht Dürer: »Die Apokalyptischen Reiter« (1498)
Als ich vorher von einer globalen Krise gesprochen habe, so meinte ich damit definitiv keine Notsituation, sondern lediglich das Ende der Welt, so wie wir sie kennen. Aber das ist noch lange kein Grund für Panikmache. Denn irgendwann ist die Corona-Epidemie vorbei.
Oder auch nicht.
Quelle:
Frei nach: John Kennedy – „Guidelines” (The New Yorker, 30. März 2020)
Bildquellen:Center for Disease Control (USA)Matthieu PersanWikipedia