Aachener Ärzte berichten von ihren Erfahrungen mit den ersten COVID-19-Patienten: Bei den Ergebnissen überraschen die Zahlen bezüglich respiratorischer Vorerkrankungen wenig, die hingegen zu Adipositas und Übergewicht umso mehr.
Im Landkreis Heinsberg breitete sich SARS-CoV-2 besonders früh und besonders schnell aus. Viele der ersten Patienten wurden oder werden in der Uniklinik in Aachen behandelt. Ärzte haben dort ein Kollektiv von 50 Patienten genauer untersucht und nun ihre Erkenntnisse publiziert.
Titel der Arbeit: Charakteristik von 50 hospitalisierten COVID-19-Patienten mit und ohne ARDS
Das Alter lag im Median bei 65 Jahren (Interquartilsabstand [IQR 58–76]); 34 Prozent waren Frauen. Alle erkrankten Patienten wiesen Komorbiditäten auf.
Bei den Ergebnissen überraschen die Zahlen bezüglich respiratorischer Vorerkrankungen wenig, die hingegen zu Adipositas und Übergewicht umso mehr:
„Patienten, die ARDS entwickelten, waren im Vergleich zu denen ohne ARDS häufiger respiratorisch vorerkrankt (58 % versus 42 %) und wiesen häufiger eine Adipositas (46 % versus 23 %) oder Übergewicht (38 % versus 19 %) auf. Es zeigte sich kein großer Unterschied in Bezug auf andere Komorbiditäten sowie auf die Begleitmedikation.“
In der Schlussfolgerung heißt es: „Das erste in Deutschland beschriebene Kollektiv von COVID-19-Patienten mit und ohne ARDS zeigt, dass ARDS-Patienten vermehrt respiratorische Vorerkrankungen und Adipositas aufweisen und durch persistierend erhöhte Entzündungsmarker charakterisiert sind.“
In Ländern, in denen ein Großteil der Bevölkerung übergewichtig oder adipös ist, werden die Verläufe der COVID-19-Patienten im Vergleich zu China wahrscheinlich schwerer sein. So hatte vor wenigen Tagen die Panamerikanische Gesundheitsorganisation (PAHO) der WHO davor gewarnt, dass in Mexiko die Covid-19-Erkrankungen häufiger schwere Verläufe nehmen würden.
Während in China rund fünf Prozent der Covid-Patienten Intensivbehandlung benötigten, rechnet die mexikanische Bundesregierung deshalb mit sechs Prozent schweren Verläufen.
Cristian Morales Fuhrimann, Repräsentant des PAHO-Büros in Mexiko, schätzt diese Prognosen als zu optimistisch ein: „Es könnte etwas mehr sein, weil Mexiko im Gegensatz zu anderen Ländern eine sehr hohe Rate an Typ-2-Diabetes Mellitus aufweist sowie eine Adipositasrate, die mit Bluthochdruck und Atemproblemen verbunden ist.“
Ähnlich hart wird es die USA treffen. Schon jetzt zeigen Zahlen aus New Orleans einen Trend. Dort ist die Sterberate momentan doppelt so hoch wie in New York, berichtet Reuters. Der Grund: Fettleibigkeit. So schätzen es zumindest derzeit die Ärzte vor Ort ein.
Die Einwohner Louisianas litten schon vor der Corona-Krise im Durchschnitt häufiger an Fettleibigkeit, Diabetes oder Bluthochdruck, als der Rest der amerikanischen Bevölkerung.
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