Ich habe vor 24 Jahren mein Hebammenexamen gemacht und bin heute in der Fortbildung und als Fachjournalistin tätig. So höre ich viel von den Sorgen und Nöten der Kolleginnen.
Aktuell aber ist es still geworden, vermutlich, weil alle sich umorganisieren müssen. Die Freiberuflichen, die keine Kurse in ihren Praxen und möglichst wenige Besuche bei den Müttern zu Hause machen sollen, und die klinisch Tätigen, die noch mehr Dienste schieben als ohnehin schon. Letztere können die werdenden Eltern schon seit Jahren in vielen Kreißsälen nicht mehr adäquat betreuen, weil Personalnot herrscht und zu wenig Zeit für die Einzelnen da ist.
Jetzt verbieten auch noch etliche Kliniken, dass die werdenden Väter oder eine andere Bezugsperon mit in den Kreißsaal kommt. Das ist epidemiologisch nachvollziehbar, denn die Hebammen, die noch gesund und nicht in Quarantäne sind, sollten möglichst wenigen Ansteckungsgefahren ausgesetzt sein. Ein Dilemma, - aber auch eine sehr weitgehende Einschränkung der Freiheitsrechte! Als Hebamme und Mutter kann ich mir die Verzweiflung der werdenden Eltern gut vorstellen. Die DGGG (Deutsche Gesellschaft für Geburtshilfe) unterstützt diese Maßnahme übrigens ausdrücklich nicht!(Lesen Sie die gesamte Empfehlung der DGGG:
https://www.dggg.de/news/covid-19-kreisssaalempfehlungen-der-dggg-und-faq-fuer-schwanger-des-gbcog-1192/)
Gleichzeitig aber berichten viele Kolleginnen von einem Mangel an Schutzkleidung und Atemschutzmasken. So können sie sich und andere dann auch nicht schützen.
Wie die Hebammen in den Kreißsälen es sehen, dass die werdenden Väter aus der Geburt und der Wochenstation ausgeschlossen werden, weiß ich nicht, aber ich vermute, sie werden mitleiden, wenn sie die zutiefst unglücklichen Gebärenden betreuen müssen, Frauen auf Wochenstation mit Babyblues sehen, die auch noch ihre PartnerInnen nicht sehen können - und die auch nicht ambulant gebären und wenige Stunden nach der Geburt nach Hause können, weil sie keine Nachsorgehebamme finden.
Was denken jetzt Hebammen über ihre Arbeit, wo finden sie Unterstützung, wie finden sie die Kraft weiter zu arbeiten, wenn vielleicht auch noch die eigenen Kinder seit Wochen zuhause sind statt in Schule und Kindergarten?
Meldet Euch und schreibt mir Eure Gedanken, Sorgen und Überlebensstrategien!
tara@herztoene.net
Meinen Respekt für alle praktizierenden Hebammen in diesem Land
Tara Franke