Eine US-amerikanische Klinik hat eine Fallserie veröffentlicht. Untersucht wurden 21 kritisch an COVID-19 erkrankte Patienten.
Das Hospital Evergreen in Kirkland, Washington, hat die erste Fallserie zu kritisch an COVID-19 erkrankten Patienten in den USA veröffentlicht. Darin beschreiben die Autoren das klinische Erscheinungsbild, die Merkmale und die Ergebnisse von Patienten, die mit SARS-CoV-2 infiziert waren und auf der Intensivstation des Krankenhauses behandelt wurden.
In die Fallserie einbezogen wurden insgesamt 21 Patienten. Sie hatten ein mittleres Alter von 70 Jahren (43-92 Jahre), 52 Prozent von ihnen waren männlich. Alle waren nachweislich mit SARS-CoV-2 infiziert. 18 Patienten litten zudem an Komorbiditäten, wobei chronische Nierenerkrankungen und eine systolische Herzinsuffizienz am häufigsten festgestellt wurden. Die Untersuchungsergebnisse der betroffenen Personen sowie ihre Röntgenaufnahmen wurden von einem Intensivmediziner und einem Radiologen begutachtet.
Die behandelnden Ärzte beschreiben in ihrer Studie, dass zu den ersten Symptomen, die auf eine Infektion mit SARS-CoV-2 hinwiesen, Atemnot (76 %), Fieber (52 %) und Husten (48 %) zählten. Diese Symptome begannen im Durchschnitt 3,5 Tage bevor die Patienten im Krankenhaus vorstellig wurden, wobei 17 von ihnen (81 %) nach weniger als 24 Stunden bereits auf die Intensivstation verlegt werden mussten.
Befunde bei Aufnahme
Schon als die Patienten ins Krankenhaus kamen, waren bei 20 von ihnen abnorme Röntgenaufnahmen der Lunge zu beobachten. Die häufigsten Befunde in der ersten Aufnahme waren dabei bilaterale, retikulonoduläre Zeichnungen oder Transparenzminderungen (11 Patienten [52 %], nach 72 Stunden bereits 18 Patienten). Zudem berichten die Mediziner über Milchglastrübungen bei 10 Patienten (48 %) zum Zeitpunkt der stationären Aufnahme und bei 14 Erkrankten (67 %) nach 72 Stunden.
Auch auf weitere Werte gehen die Mediziner in ihrem Fallbericht kurz ein. Demnach betrug die durchschnittliche Anzahl der Leukozyten bei der Aufnahme 9.365/μL. 14 Patienten (67 %) hatten eine Leukozytenzahl im Normalbereich. Vierzehn Patienten (67 %) hatten eine absolute Lymphozytenzahl von weniger als 1.000 Zellen/μL. Bei 8 Patienten (38 %) waren die Leberwerte bei der Aufnahme pathologisch.
Weiterer Krankheitsverlauf
Im weiteren Krankheitsverlauf mussten 15 Patienten (71 %) mechanisch beatmet werden und entwickelten ein akutes Atemnotsyndrom (ARDS). Innerhalb von 72 Stunden lag bei 8 von ihnen ein schweres ARDS vor. Obwohl bei den meisten Erkrankten keine Anzeichen für einen Schock auftraten, wurden bei 14 Patienten (67 %) während der Erkrankungsphase Vasopressoren eingesetzt. Bei 7 Patienten (33 %) entwickelte sich eine Kardiomyopathie. Die Mortalität lag bei 67 % und 24 % der Patienten blieben kritisch-krank. 9,5 % konnten schließlich von der Intensivstation entlassen werden.
Die veröffentlichte Fallbeschreibung zeigt, dass viele der einbezogenen Patienten im Verlauf einer Infektion mit SARS-CoV-2 ein akutes Atemnotsyndrom entwickelten und ein hohes Sterberisiko aufwiesen. Diese Daten sind ähnlich zu Daten, die aus China veröffentlicht wurden. Unklar ist, ob die hohe Kardiomyopathie-Rate, die in dieser Fallserie beobachtet wurde, eine direkte kardiale Komplikation der SARS-CoV-2-Infektion ist. Um diese Beobachtung besser einordnen zu können, sind weitere Forschungen nötig.
Ziel: Weitergabe von Erfahrungen und Informationen
Die Autoren weisen zudem darauf hin, dass ihre Studie nur eine geringe Anzahl von Patienten einbezieht, die zudem alle im gleichen Krankenhaus behandelt wurden. Auch ist die Patientenpopulation der Studie wahrscheinlich nicht allgemein auf andere, kritisch-kranke Patienten anwendbar, weil auch ältere Bewohner qualifizierter Pflegeeinrichtungen mit in die Fallbeschreibung aufgenommen wurden.
Dennoch liefert die Studie nach Angabe der Autoren erste Erkenntnisse zu den Merkmalen einer SARS-CoV-2 Infektion. Deshalb wollten die behandelnden Mediziner andere Ärzte, die ebenfalls kritisch-kranke Patienten mit COVID-19 behandeln, über ihre Beobachtungen und Erfahrungen informieren. Abschließend betonen sie noch einmal die Notwendigkeit, die Exposition von Pflegeheimbewohnern gegenüber SARS-CoV-2 zu begrenzen.
Quelle: © Matt Arentz et al. / JAMA
Bild: © Felipe Esquivel Reed / Wikimedia Commons