Die aktuellen Infektionszahlen in Deutschland scheinen Anlass zu vorsichtigem Optimismus zu geben: Das Robert Koch-Institut vermeldete zuletzt eine leicht verlangsamte Ausbreitung von SARS-CoV-2. Von einem Trend kann man allerdings (noch) nicht sprechen.
Ob das auf die Maßnahmen der Bundesregierung zurückzuführen ist, müsse sich im Laufe der Woche zeigen, halten Experten fest. „Selbst wenn die gemessenen Wachstumsraten an dem ein oder anderen Tag deutlich niedriger liegen sollten, muss das kein systematischer, also andauernder Effekt sein“, sagt zum Beispiel Volkswirtschaftler Prof. Klaus Wälde. Er und sein Team haben die deutschen Infektionszahlen mithilfe einer statistischen Methode analysiert, die sonst in der Arbeitsmarktforschung benutzt wird.
Dass solche tagesaktuellen Zahlen aber noch lange keine Trends markieren müssen und stets mit Vorsicht zu genießen sind, zeigte sich bereits am Beispiel Italien (DocCheck berichtete). Auch dort sah es zwischendurch immer wieder so aus, als würden die Infektionszahlen abnehmen – während die Statistiken an den darauffolgenden Tagen wieder eine steigende Tendenz verzeichneten (besonders in der Zeit zwischen 14.–20. März 2020).
Unabhängig davon, wie sich die Zahlen in der nächsten Zeit entwickeln, gibt es eine weitere Statistik, die Mut macht: Die vergleichsweise niedrige Todesrate deutscher Patienten. Natürlich ist jedes Leben, das durch etwas Vermeidbares wie eine Virusinfektion beendet wird, eins zu viel. Aber vergleicht man die Sterberate in den am stärksten betroffenen europäischen Ländern, ist Deutschland tröstliches Schlusslicht (mit einer momentanen Letalität von 0,38 % versus 9,01 % in Italien oder 7,36 % in der Schweiz).
Besonders der Vergleich mit Italien überrascht – denn dort leben, ebenso wie bei uns, so viele Menschen über 65 wie sonst nirgends in Europa. Man sollte also eigentlich davon ausgehen, dass Deutschland angesichts des Altersdurchschnitts der Bevölkerung mit einer ähnlichen Letalität konfrontiert sein müsste, wie Italien. Dazu kommt die Lebensweise der Italiener, die vom Bloomberg Health Index als etwas gesünder eingestuft wird (der entsprechende Wert errechnet sich aus Faktoren wie Gesundheitsrisiken durch Rauchen oder Übergewicht, Ernährung, Grunderkrankungen und Durchschnittsalter).
Ein Zustand, der auch im Ausland Aufmerksamkeit erregt. Experten seien fasziniert von Deutschlands niedriger Corona-Letalität, titelt unter anderem der Guardian. Dazu gibt es bereits verschiedene Erklärungsansätze:
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