In der Corona-Krise müssen Staaten und Unternehmen kreativ sein. Weltweit prüfen Automobilkonzerne jetzt die Möglichkeit, Teile für die Medizintechnik zu produzieren.
Die hohe Ansteckungsgefahr durch das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 und eine daraus resultierende unterbrochene Wertschöpfungskette haben zuletzt zum Stillstand der Produktion in den Werken von Volkswagen geführt. Nun hat der deutsche Automobilbauer laut Handelsblatt eine internationale Taskforce gebildet, die daran arbeitet, Bauteile für Medizingeräte herzustellen. VW sei gleich von mehreren Staaten darum gebeten worden, bei der Produktion zu unterstützen.
Helfen sollen dabei unter anderem die über 120 industriellen 3D-Drucker des Konzerns. Diese könnten beispielsweise Schläuche und Gesichtsmasken aus Kunststoff herstellen. Auf Anfrage des Manager Magazins ließ der Konzern verlauten, dass die Produktion von Medizingeräten neu sei, man aber mit Regierungen, Verbänden und Behörden in Kontakt stehe, um konkrete Anforderungen und entsprechende Blueprints zu erhalten. Erste Versuchsteile seien schon gedruckt worden, der Druck vollständiger Beatmungsgeräte sei jedoch nicht möglich.
Auch andere Automobilhersteller erwägen zurzeit, die Produktion von Medizingeräten mithilfe vorhandener Ressourcen zu ermöglichen. So hat der britische Premierminister Boris Johnson kürzlich z. B. an Rolls-Royce appelliert, die Produktion zugunsten von Beatmungsgeräte umzustellen.
Tatsächlich scheint das Vereinigte Königreich besonders stark auf eine schnelle Beschaffung von Beatmungsgeräten angewiesen zu sein. Das Land verfügt über gerade einmal sieben Geräte pro 100.000 Einwohner auf den Intensivstationen und belegt damit Platz 24 unter 31 europäischen Ländern. Zum Vergleich: Bereits vor Ausbruch der COVID-19-Pandemie gab es in Deutschland über viermal so viele Beatmungsgeräte in der Intensivmedizin (29,2 Beatmungsgeräte pro 100.000 Einwohnern).
Engpässe scheinen derzeit auch in anderen Branchen für Einfallsreichtum zu sorgen: Erst kürzlich hatte ein Chemieriese angekündigt, Handdesinfektionsmittel herzustellen, um Engpässen zu begegnen. Ein Kölner Unternehmer hat für den gleichen Zweck die Produktion in seiner Gin-Destillerie umgestellt.
Textquellen: © Stefan Menzel / Handelsblatt // Wilfried Eckl-Dorna / manager-magazin.de // Jens-Peter Marquardt / tagesschau.de
Bild: Chad Kirchoff / Unsplash