Im Kampf gegen SARS-CoV-2 soll in den USA jetzt das Malaria-Medikament Chloroquin zugelassen werden. Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gab gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland an, bereits größere Mengen des Medikaments reserviert zu haben.
In Italien und China wird das Medikament zur Behandlung von Covid-19 bereits eingesetzt. Die Effektivität des Mittels ist dabei jedoch umstritten. Zwar hatte erst kürzlich ein Professor der Marseiller Forschungseinrichtung Institut Hospitalo-Universitaire (IHU) Méditerranée Infection über Erfolge bei seiner Studie an Patienten mit dem Medikament berichtet. Doch werden die Ergebnisse von Experten wie dem Virologen Christian Drosten angezweifelt.
Im NDR-Podcast „Das Coronavirus-Update“ weist Drosten zunächst daraufhin, dass zwar bekannt sei, dass Chloroquin gegen das alte SARS-Coronavirus in Zellkultur wirkt. Dies müsse jedoch nicht zwangsläufig auf SARS-CoV-2-infizierte Zellen der Lunge von Covid-19-Patienten zutreffen.
Der Virologe der Berliner Charité kritisiert darüber hinaus die Reliabilität der Studie, die gleich in mehrerer Hinsicht Schwachstellen aufweisen würde. Dabei merkt er unter anderem die Heterogenität der beiden untersuchten Gruppen an: Die Kontrollgruppe, die nicht behandelt wurde, stimme demnach in Altersstruktur und Krankheitsbild nicht mit der Gruppe überein, bei der Chloroquin zum Einsatz kam. Die größte Schwäche der Studie bestehe allerdings darin, dass die Virenkonzentration im Hals und nicht in der Lunge gemessen worden sei. Die Krankheit tritt jedoch in der Lunge auf. Des Weiteren wäre die Erhebung des klinischen Ausgangs bei den Patienten vermutlich zielführender gewesen als die Messung der Virenkonzentration im Körper.
Vor diesem Hintergrund konstatiert Drosten, dass die Marseiller Studie nicht belegen könne, dass die Einnahme von Chloroquin zu einer Besserung der Beschwerden von Covid-19 führt.
Wie der SWR vergangenen Dienstag berichtete, will auch das Institut für Tropenmedizin in Tübingen das Malaria-Medikament zur Bekämpfung der neuartigen Lungenerkrankung testen.
Textquellen: © R. Buchsteiner / RND // D. Palan / manager magazin // NDR / Das Coronavirus-Update // SWR
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