Japanische Epidemiologen haben untersucht, inwiefern sich das landesweite Absagen von Veranstaltungen auf die Ausbreitung von SARS-CoV-2 ausgewirkt hat.
Deutschland beginnt erst jetzt damit, drastischere Maßnahmen gegen die Ausbreitung von SARS-CoV-2 einzuleiten. In Japan erfolgten die ersten Absagen öffentlicher Veranstaltungen schon am 26. Februar. Auf Anweisung der Regierung waren Sport- und Unterhaltungsevents bis zum 11. März untersagt. Gleichzeitig wurde dazu geraten, auch private Veranstaltungen einzuschränken. Seit dem 3. März sind zudem beinahe alle Schulen im Land geschlossen. Japanische Epidemiologen haben jetzt untersucht, was diese Maßnahmen gebracht haben.
Die Forscher ermittelten 412 Neuinfektionen im Zeitraum vom 24. Januar bis zum 8. März, die sich ausschließlich in Japan infiziert hatten. Die Basisreproduktionszahl (R0) geben sie vor Einleiten der Maßnahmen mit 2,5 an. Die WHO verortet die Zahl zwischen 1,4 und 2,5, das RKI zwischen 2,4 und 3,3. Mithilfe der Basisreproduktionszahl lässt sich abschätzen, wie schnell sich eine Infektionskrankheit verbreitet. Ist R0 > 1, kann sich die Infektionskrankheit in der Population ausbreiten, ist R0 < 1, wird die Infektion langfristig auslaufen.
Nach dem Verbot öffentlicher Events sank laut der Berechnungen der Autoren die Zahl auf 1,8 ab, was einer Reduzierung um 35 Prozent entspricht. Dennoch liegt der Wert auch weiterhin über 1. Die Autoren resümieren deshalb, dass die Maßnahmen zwar geeignet sind, um die Zahl der Neuinfektionen senken zu können. Doch dadurch allein könnte die Ausbreitung der Epidemie nicht gestoppt werden. Die Wissenschaftler empfehlen eine Ausdehnung des Veranstaltungsverbots, um die Verbreitung weiter einzudämmen. Inzwischen hat die japanische Regierung das Veranstaltungsverbot tatsächlich bis zum 19. März verlängert. Weitere Empfehlungen geben die Forscher aber nicht. Aktuell (17. März, 11:30 Uhr) sind in Japan 833 Fälle bekannt.
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