Experten der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie fordern eine deutlich härtere Einschränkung des öffentlichen Lebens. Der gastronomische Betrieb und nicht-systemrelevante Arbeitsstätten sollten geschlossen werden, so die Ärzte.
Die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie (DGI) und die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) hat eine gemeinsame Stellungnahme herausgegeben. Darin betonen die Mediziner: Nur eine „Notbremsung“ könne in Deutschland jetzt noch helfen.
„Die exponentielle Zunahme der Fälle wird bei ungebremster Fortsetzung des Trends, und der aktuell verzeichneten Verdopplung der Fallzahlen, etwa alle drei Tage zu etwa 20.000 Fällen in Deutschland bis Ende der Woche führen“, heißt es in der Pressemitteilung.
Man dürfe sich nicht auf die bisher beobachtete niedrige Mortalität verlassen. Denn diese steige erst im weiteren Verlauf einer Ausbreitung an. Daher sei es essenziell, diese Verbreitung zu bremsen. Das gelänge nur mit tiefgreifenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens, wie unter anderem in Taiwan, Südkorea und Hongkong geschehen. Das Beispiel Italien habe gezeigt, wie gefährlich es ist, solche Maßnahmen zu spät zu ergreifen.
„Die überwiegend milden Verläufe bei jüngeren und gesunden Infizierten täuschen über die Bedrohung durch SARS-CoV-2 hinweg; ihnen steht eine dramatisch hohe Rate an schweren Verläufen bei chronisch kranken, immunsupprimierten und älteren Menschen gegenüber“, mahnen die Experten. Besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen könnten nur über strengste soziale Abgrenzung geschützt werden.
Das Absagen von Großveranstaltungen sowie die Schließung von Schulen und Kitas sei ein wichtiger, aber allein nicht ausreichender Schritt. Eine weitere Ausbreitung könne nur durch die konsequente Weiterführung dieser Maßnahmen erreicht werden. „Hierzu zählt die völlige Schließung von gastronomischen Betrieben und nicht-systemrelevanten Arbeitsstätten. Wie in anderen Ländern sollten Zusammenkünfte von mehr als fünf Personen unterbleiben“, so der Appell der Ärzte
Der zu erwartende Anstieg der Fallzahlen in Deutschland lasse sich nicht mehr beeinflussen – aber härtere Beschränkungen könnten immerhin den weiteren Verlauf der Infektionswelle und die Folgen für Gesundheitssystem und Wirtschaft abmildern.
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