Momentan wird viel Geld für die Impfstoffentwicklung gegen SARS-CoV-2 bereitgestellt. Der erste Impfstoff ist in den USA schon in eine klinische Testphase gegangen.
Die Firma Moderna aus Cambridge, Massachusetts, ging kürzlich mit der Pressemitteilung an die Öffentlichkeit, dass die erste Charge von mRNA-1273 an das National Institute of Health übergeben wurde. Dabei handelt es sich um einen Impfstoff gegen SARS-CoV-2, mit dem eine Phase-1-Studie in den USA durchführen werden soll. 45 gesunde Personen sollen im Alter von 18 bis 55 Jahren mit drei unterschiedlichen Dosen je zweimal im Abstand von vier Wochen geimpft werden. Ziel ist, die Sicherheit und die ausgelöste Immunantwort zu bewerten, wofür die Probanden über ein Jahr hinweg beobachtet werden, das Ende der Studie ist für Juni 2021 geplant.
Es handelt sich um einen mRNA-Impfstoff gegen SARS-CoV-2, der ein Spike-Protein (S-Protein) des Virus kodiert. Der S-Protein-Komplex ist für die Infektion der Wirtszellen erforderlich und war auch schon das Ziel bei der Entwicklung von Impfstoffen gegen die Coronaviren, die für das Middle Eastern Respiratory Syndrome (MERS) und das Severe Acute Respiratory Syndrome (SARS) verantwortlich sind. Diese Strategie verfolgt auch das Unternehmen CureVac aus Tübingen.
Mit dem Einsatz von mRNA wird eine natürliche Infektion nachgeahmt, die eine stärkere Immunantwort stimulieren soll. Für die Technologie benötigt man nur Sequenzinformationen, Virusmaterial ist nicht erforderlich. So kann man zügig auf neu auftretende Pandemien und Erregervarianten reagieren, was die Tatsache beweist, dass Moderna dermaßen schnell einen Impfstoff für Testzwecke bereitstellen konnte.
Moderna und CureVac werden von der Coalition for Epidemic Preparedness Innovations (CEPI) unterstützt, die 2017 in Davos gegründet wurde, um Impfstoffe gegen zukünftige Epidemien zu entwickeln. CEPI wird unter anderem von Norwegen, Deutschland, Japan, Kanada, Australien sowie von der Bill & Melinda Gates Foundation und dem Wellcome Trust finanziert.
Das US-Unternehmen Inovio hat – ebenfalls mit Unterstützung von CEPI – einen DNA-Impfstoff entwickelt, der als Plasmid in Muskel- oder Hautzellen injiziert wird und ab April in den USA unter 30 gesunden Freiwilligen getestet werden soll.
An der Universität Queensland wird ein Molecular Clamp-Proteinimpfstoff entwickelt, mit der das virale S-Protein so stabilisiert wird, dass die Konformation des lebenden Virus nachgeahmt und Epitope freigelegt werden, gegen die neutralisierende Antikörper gebildet werden sollen.
Bild des Clamp-Proteinimpfstoffs. Klicke auf das Bild um das Modell der University of Queensland zu sehen.
Die US-Firma Dynavax wird ebenfalls von CEPI gefördert, sie ist auf Adjuvantien spezialisiert, die gezielt den Toll-like-Receptor-9 (TLR9) stimulieren. Auch GlaxoSmithKline bringt seine Adjuvans-Technologie ein und kooperiert mit dem chinesischen Impfstoff-Hersteller Clover Biopharmaceuticals.
Auch ohne Unterstützung durch CEPI beteiligen sich zahlreiche Institutionen und Firmen zumeist mit Plattformtechnologien an der fieberhaften Arbeit, z. B.:
Es ist deutlich zu erkennen, dass der Grundstein für einen Impfstoff-Kandidaten schnell gelegt ist. Schwieriger wird es mit den klinischen Studien und dem Zulassungsprozess, für die klare Vorgehensweisen einzuhalten sind – selbst wenn es sich um ein beschleunigtes Verfahren handelt. So geht Prof. Dr. Dr. Alexander Kekulé, Leiter des Instituts für Medizinische Mikrobiologie am Universitätsklinikum Halle, davon aus, dass frühestens 2021 mit einem zugelassenen Impfstoff zu rechnen ist: „Wir werden auf keinen Fall bis Herbst einen Impfstoff haben.“
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