Besonders ältere Menschen müssen vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 geschützt werden. Was kommt dadurch auf Alten- und Pflegeheime zu?
Wir alle wissen, welche Maßnahmen wir zum Schutz gegen SARS-CoV-2 ergreifen können. So mancher muss vielleicht seinen Arbeitsplatz am heimischen Schreibtisch aufbauen, einige wenige müssen zwei Wochen in häuslicher Quarantäne ausharren. Das ist alles nicht schön, aber auch kein Weltuntergang. Schließlich schützt es uns und die Menschen in unserer Umgebung davor, sich mit dem Virus zu infizieren. Oder zumindest zögert man dadurch Ansteckungen hinaus. Ärzte und auch manche Selbstständige sind natürlich in ihrem Berufsalltag schon jetzt überdurchschnittlich betroffen.
Welche Auswirkungen aber hat die SARS-CoV-2 Pandemie auf die wohl größte Risikogruppe? Damit gemeint sind Menschen über 60 Jahre, die gesundheitlich angeschlagen sind, sich nicht mehr selbst versorgen können. Mit anderen Worten: häufig Bewohner von Seniorenresidenzen.
In Deutschland existieren momentan über 11.000 Alten- und Pflegeheime. Im Durchschnitt hat jedes Altenheim 77 Pflegeplätze. Das sind fast 900.000 Risikopatienten, die auf engstem Raum zusammen leben. Die Träger der Heime können gemeinnützig, privat oder kommunal sein. Jede Seniorenresidenz bzw. jeder Träger hat nun aktuell seine eigenen Maßnahmen zum Schutz vor SARS-CoV-2 beschlossen. Generell muss in Altenheimen auf Hygiene und den Schutz der Bewohner vor Infektionen geachtet werden. Viele Heime haben nun ihr Hygienemanagement zusätzlich erweitert.
Je nachdem, ob die Altenheime in einem betroffenen Gebiet liegen, haben sie mehr oder weniger drastische Vorkehrungsmaßnahmen eingeführt. Ein Träger einer Gruppe von Altenheimen hat beispielsweise folgendes angeordnet: In jenen Heimen, die sich im Umkreis von 20 km eines bestätigten Corona-Falls befänden, müssten ab sofort sämtliche Besucher in einer Gästeliste vermerkt werden. So berichtete es eine Angestellte eines Pflegeheimes in NRW der DocCheck-Redaktion. Dies ist aber in der praktischen Umsetzung komplizierter als viellleicht angenommen. „Jeder Gast bekommt aus Datenschutzgründen einen eigenen Zettel, auf welchem er sich eintragen und das ganze unterschreiben muss“, erläutert die Pflegeheim-Mitarbeiterin den Ablauf. „Dies gilt natürlich für alle Personen, welche von außen in das Heim kommen, also Besucher, Angehörige, Lieferanten und Ärzte“.
Da aber etwa 70 % der Leute die am Eingang aufgestellten Hinweisschilder übersähen, müsse das Verwaltungspersonal die Leute einzeln abfangen, bevor sie in den Wohnbereichen verschwänden. Das kostet Nerven und Kapazitäten.
Das Führen einer Besucherliste macht im Falle einer Ansteckung mögliche Infektionsketten nachvollziehbar. Vor einer Einschleppung des Virus schützt es die Bewohner letztendlich nicht. Dafür müssten Besuche stärker begrenzt werden und die Besucher beispielsweise im Vorfeld auf das Virus getestet werden.
Davon abgesehen sollen Mitarbeiter in Alten- und Pflegeheimen natürlich generell auf Hygienemaßnahmen achten. Momentan werde aber dazu angehalten, die Mitarbeiter nochmal zu den wichtigen Schutzmaßnahmen zu schulen. „Dazu gehören: das richtige Händewaschen, Desinfektion, Geschirr und Wäsche heiß waschen, richtiges Husten und Niesen, Wunden schützen und so weiter", erzählt die Seniorenheim-Mitarbeiterin. „Speziell in der Einrichtung müssen wir: Bewohner zur Händedesinfektion anhalten, auf ein regelmäßiges und gutes Belüften der Zimmer achten, uns grundsätzlich an den sowieso vorhandenen Hygieneplan halten und natürlich Bewohner der Pflegedienstleitung melden, die Anzeichen eines Infektes zeigen.“
Im Falle einer Infektion mit SARS-CoV-2 gäbe es eine bestimmte Meldekette, die dann eingehalten werden müsse. Eine andere Mitarbeiterin eines deutschen Seniorenheims berichtet der Redaktion: „Derzeit haben wir eine Mitarbeiterin, die als verdächtige Kontaktperson gilt. Diese befindet sich natürlich in häuslicher Quarantäne.“ Ansonsten laufe der Betrieb wie gewohnt, allerdings mit Aushängen an allen Türen, auf denen Risikopersonen darum gebeten werden, von einem Besuch abzusehen. Von externen Veranstaltungen für Bewohner wie Tanztees oder Ausflügen werde momentan abgesehen.
Von anderen Pflegeheimen werden weitaus drastischere Maßnahmen ergriffen. So berichtete der WDR letzte Woche darüber, dass mancherorts ganz von Besuchen abgesehen werden soll. Gerade für die Bewohner eines Seniorenheims sind allerdings Besuche von Angehörigen und Bekannten besonders wichtig und manchmal ihre einzige Verbindung nach draußen.
Was es für ein Seniorenheim bedeuten würde, sollte sich dort SARS-CoV-2 ausbreiten, daran mag man gar nicht denken. Ein Beispiel gibt es aber leider schon – DochCheck berichtete. Nach aktuellem Wissensstand gehören Personen über 50 Jahren zur Risikogruppe für die Infektion. Ab einem Alter von 70 Jahren steigt die Letalität drastisch an.
Auch die ambulante Pflege muss als risikobehaftet betrachtet werden. So könnte eine infizierte Pflegefachkraft das Virus an all ihre Patienten weitergeben. Im Grunde genommen ist diese SARS-CoV-2 Pandemie also eine tickende Zeitbombe für die Altenpflege.
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