Zu Beginn der Corona-Krise prognostizierten Experten Taiwan die zweithöchste Zahl an Infizierten nach China. Doch überraschenderweise kam es dazu nicht. Was hat Taiwan unternommen?
Während die Ansteckungszahlen mit SARS-CoV-2 in China täglich ansteigen, bleibt die Zahl der Infizierten im benachbarten Inselstaat Taiwan gering. Hier gibt es gerade einmal 45 bestätigte Fälle (Stand 08.03.20, 15:00). Das überrascht, denn das Reiseaufkommen zwischen China und Taiwan ist hoch. Wissenschaftler prognostizierten der Insel deshalb zu Beginn der Krise die zweithöchste Zahl an COVID-19-Patienten nach China.
In einer Veröffentlichung spekulieren Forscher jetzt, warum es dazu nicht gekommen ist. Die Gründe liegen laut der Autoren vor allem an den schnellen und konsequenten Maßnahmen der taiwanesischen Regierung. Um die Ausbreitung des Virus rund um das chinesische Neujahrsfest einzudämmen, legte die Regierung die nationale Gesundheitsdatenbank mit den Reisedatenbanken zusammen. Es war nun möglich, alle Personen, die in den vergangenen 14 Tagen in Risikogebieten gewesen waren, zu identifizieren.
Personen, die aufgrund ihrer letzten Reisen ein hohes Risiko aufwiesen, wurden unter häusliche Quarantäne gestellt. Über ihre Mobiltelefone seien sie „elektronisch überwacht“ worden, um sicherzugehen, dass sie das Haus nicht verlassen, heißt es in der Veröffentlichung. Die Regierung stellte gleichzeitig die Versorgung mit Lebensmitteln und regelmäßigen Gesundheitschecks zur Verfügung. Hinzu kam eine umfassende Aufklärungskampagne über SARS-CoV-2.
Darüber hinaus wurden Atemmasken rationiert und nur noch über Apotheken abgegeben. Die inländische Produktion von hochprozentigem Alkohol zur Desinfektion, Schutzkleidung und Atemmasken wurde hochgefahren.
Taiwan hat die Corona-Krise bisher offenbar sehr erfolgreich bekämpft und Ansteckungen weitestgehend unterbunden. Wie es im Tagesspiegel heißt, wurden diese Anstrengungen weder in der Bevölkerung noch von Experten nennenswert als Panikmache oder unverhältnismäßig bezeichnet.
Bei der WHO finden diese Maßnahmen kaum Gehör. Laut Tagesspiegel durften taiwanesische Experten trotz der Ausnahmesituation erst in einem Fall auf einer Fachtagung ihre Erkenntniss zum Umgang mit dem Virus teilen. Grund dafür ist die sogenannte „Ein-China-Politik“. Diese sorgt auf Betreiben Chinas dafür, dass Taiwan von großen Teilen der internationalen Gemeinschaft als Provinz Chinas und nicht als eigener Staat angesehen wird. Auch Deutschland unterhält keine diplomatischen Beziehungen zu Taiwan und erkennt seine Souveränität nicht an. Als Nichtmitglied der UN ist Taiwan zusätzlich von nahezu allen internationalen Organisationen ausgeschlossen. Auch die WHO gehört dazu.
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